Wie man mit einem Freund sprechen sollte, der die Kirche verlässt

Dieser Artikel ist eine adaptierteimages Version des englischsprachigen Originals What to say to a friend who is leaving the Church von Jeff Swift.

Fast jedes Mitglied heutzutage scheint jemanden zu kennen, der darüber nachdenkt die Kirche zu verlassen oder es bereits getan hat: Vielleicht ein Freund oder Bekannter, ein Cousin, der eigene Ehepartner oder jemand anderes aus Deiner Familie (der Einfachheit halber nenne ich diese Person von nun an schlicht „Freund“). Obwohl jede Situation individuell ist, hier einige allgemeine Grundsätze die beim Gespräch helfen können.

Was man lieber NICHT sagen sollte

„Liest du denn regelmäßig in den Heiligen Schriften?“

Vermutlich denkst Du dir gar nichts Böses dabei, aber im Grunde behauptest Du damit, Dein Gegenüber sei an seinen Problemen selbst schuld. Angenommen jemand erzählt Dir, dass er an Krebs erkrankt ist – würdest Du ihn fragen, wie es um seine Ernährung steht? „Seit Wochen ernährst du dich nur noch von Chips. Wundert mich also nicht, dass du jetzt Krebs bekommen hast.“ Das ist weder einfühlsam noch liebevoll. Das Gleiche gilt auch für Menschen, die mit ihrem Zeugnis kämpfen.

„Entweder wahr oder falsch – ganz oder gar nicht. Es gibt kein dazwischen!“

Manche wohlmeinende Mitglieder sagen: „Entweder ist alles wahr oder alles eine Lüge“ oder „Wenn du dieses Gebot nicht hältst, warum hältst du dich noch an die anderen?“
Diese Alles-oder-Nichts-Logik macht uns vieles leichter. Die Welt wird schwarz-weiß, Richtig oder falsch: Wenn das, woran ich glaube, nicht zu 100 Prozent wahr ist, muss es vollkommen falsch sein. Mitglieder die damit argumentieren meinen vielleicht dass man sich dadurch wieder zur Herde hingezogen fühlt. Das woran man noch festhält soll einen davon überzeugen dass alles andere auch wahr ist. Tatsächlich aber vertreibt man damit die Schafe nur noch mehr von der Herde.

Wir wissen, was der Erlöser tun würde, wenn auch nur ein einziges Schaf die Herde verlässt, ganz gleich aus welchem Grund. Ganz genau! Es hat etwas mit den 99 anderen zu tun! Weil wir also wissen, dass der Herr nach dem einen verlorenen Schaf suchen würde, könnten wir die oben beschriebene Vorgehensweise auch folgendermaßen bewerten: Wir machen ihm doch nur unnötige Arbeit, wenn wir Leute mit unserer Schwarz-Weiß-Denkweise dazu bewegen den Versammlungen fernzubleiben.
Außerdem verkehren wir damit den Zweck der Kirche, denn eigentlich ist in der Abendmahlsversammlung der beste Geruch der von Zigarettenrauch… (von Besuchern denen er noch in der Kleidung verblieben ist) Am besten sieht nicht derjenige aus, der schon immer in Anzug und Krawatte kam, sondern derjenige, der nach sechs Monaten Abwesenheit mit Jeans und T-Shirt zurückkommt. Am besten klingt es, wenn jemand schwere Fragen stellt oder mit unbequemen Wahrheiten ringt. Die Kirche soll doch eine Art Krankenhaus sein, nicht wahr? Gerade diejenigen, von denen man glaubt sie bräuchten die heilende Botschaft des Evangeliums am meisten, sollte man am herzlichsten willkommen heißen.

„Warum entscheidest Du dich nicht einfach zu glauben?“

Wenn man einmal genauer über diese Aussage nachdenkt, merkt man erst wie seltsam sie ist. Stell Dir vor, ich würde Dich bitten, einfach daran zu glauben, dass Hillary Clinton besser für das Präsidentenamt geeignet sei als Donald Trump oder andersherum. Entscheide Dich doch einfach daran zu glauben! Sei bereit zu glauben – dann wirst Du es. Das Problem liegt auf der Hand, da genügt ein kurzer Blick in die Psyche: So funktioniert der Mensch nicht – ganz und gar nicht!

Unser Wunsch mag den ein oder anderen vielleicht zum Glauben an Christus führen, aber nicht zum Glauben an etwas woran man schlicht und einfach nicht glaubt oder glauben kann. Wenn Du jedoch meinst, dass es das kann, treibst Du damit einen Keil zwischen Dich und Deinen Freund. Die Botschaft, die Du ihm vermittelst, lautet: „Ich habe keine Ahnung, was du durchmachst, und das weißt du auch, weil ich dir engstirnige Ratschläge gebe, die mir selbst nichts bringen würden wenn ich in deiner Lage wäre. Diese offensichtliche Tatsache bleibt mir jedoch verborgen, weil ich mich auch gar nicht bemühe, mich in deine Lage hineinzuversetzen.“

„Glaub nicht alles, was du liest!“

Wenn du bestimmte Quellen komplett als „antimormonisch“ bezeichnest, erweisen sich höchstwahrscheinlich viele Aussagen darin doch als sachlich korrekt. Im Grunde sagst du damit nichts anderes als: „Die Wahrheit ist mormonenfeindlich wenn Sie nicht aus offiziellen Kirchenquellen stammt.“ Ist das wirklich das was Du sagen möchtest?

Manch einer hat mir schon weismachen wollen, irgendeine historische Begebenheit sei in ihrer Art kirchenfeindlich. Das Problem dabei: Die Sache hat sich tatsächlich genau so zugetragen. Sie ist historisch belegt. Wir wissen, dass es so geschehen ist. Wenn das antimormonisch sein soll, welchen Schluss ziehe ich daraus? Dass Fakten mormonenfeindlich sind? Ich wage zu behaupten niemand möchte ernsthaft so eine Botschaft vermitteln, also lassen wir das doch besser.

„Hör doch auf, dir den Kopf über solch nebensächliche Dinge zu zerbrechen. Konzentriere dich lieber auf die Grundsätze des Evangeliums!“

Wenn Du einem zweifelnden Glaubensverwandten so etwas sagen willst, empfehle ich Dir, zunächst vor Deiner eigenen Tür zu kehren: Wenn Du also möchtest, dass sich Dein Gegenüber nur auf Grundsätze des Evangeliums (ein ohnehin eher schwammiges Konzept) konzentriert, dann hör auch selbst damit auf, mit den Heiligen Schriften Deine politischen Ansichten zu untermauern. Hör‘ auf Mitglieder zu behandeln als wären sie wertlos oder würden dem Widersacher folgen, wenn sie in vergleichsweise unbedeutenden Angelegenheiten nicht Deiner Meinung sind. Hör‘ auf Dich über lockeren Humor im Zusammenhang mit der Kirche aufzuregen. Hör‘ auf Dich darüber zu beschweren, wenn jemand sich gegen eine Mission entscheidet. Hör‘ auf den Ehrenkodex der BYU oder Handbücher der Kirche zu verteidigen, als entsprächen sie vollkommener Wahrheit von Gott höchstpersönlich. Hör‘ auf Dich über Mitglieder aufzuregen die sich für die gleichgeschlechtliche Ehe bzw. die Rechte benachteiligter Individuen einsetzen.

Siehst Du, es ist gar nicht so einfach. Aber wenn Du selbst nicht dazu bereit bist, wie kannst Du es dann von Deinem Freund erwarten?

„Aber Du hattest doch schon mal ein geistiges Erlebnis / ein Zeugnis! Was ist passiert?“

Stell Dir einmal vor, eine gute Freundin erzählt Dir, dass sie keinen Brokkoli mag. Du erwiderst: „Aber vor zwei Monaten hattest du ihn noch gern, weißt du noch?“. Weckt das den Appetit auf Brokkoli? Vielleicht ist sie bereit, wieder einen Bissen zu probieren. Aber was, wenn sie ihn wirklich nicht gern hat? Menschen verändern sich. Man kann über das Essen reden wie man will – dass es doch früher geschmeckt habe, dass man es selbst mag und dass jemand anders das Essen endlich mögen soll – es ändert nichts daran, dass jemand es einfach nicht mag. Im Gegenteil: Manch einer neigt dann sogar eher dazu, nicht mehr so offen über seine Vorlieben und Abneigungen zu sprechen. Man kann niemanden dazu überreden, ein bestimmtes Gericht gern zu haben. Das Gleiche trifft auch auf Religion zu. Das kennen wir doch alle – ein Missionar kann niemanden zur Kirche bekehren. Man kann niemandem ein Zeugnis einreden.

Na toll, ist das fair?

„Na toll“, höre ich Dich sagen. „Das ist nicht fair, du nimmst mir den Wind aus den Segeln! Du willst mir weismachen, dass es nichts gibt, was ich jemandem sagen kann, um ihn zurück zur Kirche zu bringen?“ Um Deine Frage zu beantworten: ja, genau das behaupte ich. Dass man niemanden zurück zur Kirche überreden kann. Vielleicht ist es aber ohnehin besser, wenn das nicht Deine oberste Priorität ist. Jeder von uns hat schon einmal mit jemandem gesprochen, dem es nur darum ging, uns von etwas zu überzeugen, dass er / sie für richtig hält. Das macht natürlich keinen Spaß. Es erweckt den Eindruck, dass einem Recht zu haben wichtiger als die zwischenmenschliche Beziehung ist.

Was man stattdessen sagen könnte

„Das war sicher keine leichte Entscheidung. Wie kann ich dir helfen?“

Viele (vielleicht sogar die meisten?) nehmen ihre Entscheidung für einen Austritt nicht auf die leichte Schulter. Geh‘ also davon aus, dass auch Dein Freund gründlich darüber nachgedacht hat. Man neigt dazu zu meinen, dass sich jemand nur oberflächlich mit einer Sache auseinandergesetzt hat, wenn sie oder er zu einem anderen Schluss kommen als man selbst. Aber wenn man seinem Freund zeigt, dass man seine tiefgründigen Gedanken und Anstrengungen zu schätzen weiß, bedeutet ihm das sehr viel. So senden wir eine klare Botschaft: „Ich bin mit DIR befreundet, nicht mit deinem Zeugnis.“

„Hast du Lust, am Wochenende etwas zu unternehmen?“

Wenn man Bedenken über grundlegende Aspekte einer Gemeinschaft äußert, führt dies sehr schnell zu einem Verlust des Zugehörigkeitsgefühls. Wenn es Dir gelingt, Deinem Freund zu vermitteln, dass Du nach wie vor Zeit mit ihm verbringen möchtest und NICHT glaubst, dass er von einer ansteckenden „Krankheit“ befallen sei, wird eure Beziehung dadurch jedoch umso stärker. ZUSATZ-TIPP: Falls ihr beide Kinder habt, stelle klar, dass sie nach wie vor Zeit miteinander verbringen werden. Falls Du Deinen Kindern dies verbietest, trittst Du damit lediglich noch mehr auf das Schaf ein, das die Herde verlässt und sich damit sowieso bereits in einer schwierigen Situation befindet.

„Sprich mit mir darüber!“

Mitglieder einer engmaschigen Gemeinschaft, in der die Bekehrung anderer im Vordergrund steht, sind in der Kunst des Zuhörens häufig ungeübt. Lege Dein inneres Verkündet mein Evangelium! beiseite, oder schlage zumindest den Abschnitt zum Thema Zuhören auf. Stelle viele offene Fragen. Lass Deinen Freund reden und versuche nicht, seine Argumente zu entkräften. Jetzt ist nicht die Zeit, getreu dem Motto für „Wahrheit und Rechtschaffenheit“ einzustehen. Dein Freund möchte gehört und geliebt – und nicht überredet werden.

„Wie haben die Mitglieder deiner Gemeinde darauf reagiert?“

Der Auffassung eines anderen zu widersprechen aber sie dennoch zu respektieren und zu achten ist eine der kostbarsten Gaben, die man bieten kann. Es kann gut sein, dass nur wenige Mitglieder im Umfeld Deines Freundes dazu in der Lage sind. Falls es Dir gelingen sollte, wird eure Beziehung dadurch immens gestärkt.

„Wie geht es jetzt für dich weiter?“

Wegen unserer eigenen Vorurteile kommen wir vielleicht zu einem anderen Schluss als unser Freund. Vielleicht meinst Du, Du würdest Dich sofort betrinken und ein Bordell aufsuchen, wenn sich dieses oder jenes für Dich als falsch herausstellen sollte. Und nun, da Dein Freund nicht mehr daran glaubt, gehst Du davon aus, dass er es Dir gleichtun würde. Was Du ihm unterstellst, ist ungerecht. Stell Fragen. Hör zu.

„Ich bin zwar nicht ganz damit einverstanden, wie du das ausdrückst. Aber ich glaube, du willst darauf hinaus, dass …“

Dieser Punkt verlangt viel von Dir, darum füge ich weiter unten eine Bemerkung für Deinen Freund hinzu. Hierfür musst du die andere Wange hinhalten, und das ist unglaublich schwer. Das hat nämlich zur Folge, dass man vielleicht sogar auf beide Wangen geschlagen wird.

Sicher fühlt sich Dein Freund in seiner HLT-Glaubenskrise verletzt. Es kann sein, dass er auf die eine oder andere Weise verbal um sich schlägt und die Kirche, die Gemeinde, Deinen Bischof, den Propheten, das Buch Mormon oder den Tempel angreift. Das ist so nicht in Ordnung, aber noch schlimmer wäre es, wenn Du zurückschlägst.

Bemerkung an Freunde, die die Kirche verlassen: Bitte versucht, Euch zu zügeln. Ihr fühlt Euch verletzt und es schmerzt. Es ist ein ätzendes Gefühl! Aber versucht, in Anwesenheit von gläubigen Mitgliedern Euren Ärger über die Kirche und über andere Mitglieder im Zaum zu halten. Wenn Ihr gemein zu anderen Mitgliedern seid, erfüllt Ihr sonst Eure eigene Prophezeiung, ausgegrenzt zu werden. Könnt Ihr es ihnen übel nehmen, dass sie sich dann lieber von Euch distanzieren? Niemand fühlt sich unter Leuten wohl, die auf den eigenen Glauben eindreschen.

Fazit

Diese zwölf Vorschläge sind genau das: Vorschläge. Es kommt für die Wahl der richtigen Vorgehensweise immer auf die Situation an. Menschen verändern sich. Was zu einem Zeitpunkt passend ist, wird vielleicht schon drei Wochen später als Beleidigung empfunden. Du kennst Deinen Freund am besten. Deine Beziehung mit ihm steht im Vordergrund. Vermittle ihm das Gefühl, dass Du ihn als Person noch genauso gern hast wie zuvor, als er noch HLT-Mitglied war.

In seiner Ansprache Kommen Sie zu uns! sagt Präsident Uchtdorf:

„Da fragt man sich: ‚Wenn das Evangelium so wunderbar ist, warum sollte sich jemand davon abwenden?‘ Manchmal nehmen wir an, jemand sei verletzt worden, träge gewesen oder habe Sünden begangen. Aber so einfach ist das nicht. Es gibt nicht den einen Grund, der auf all die verschiedenen Fälle zutrifft. Manche von unseren lieben Mitgliedern schlagen sich jahrelang mit der Frage herum, ob sie sich von der Kirche lossagen sollen.“

Wir können andere nicht dazu überreden zurückzukommen, aber wenn wir so handeln wie Christus es tat, können wir sie trotzdem näher zu ihm bringen.

 

 

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Alexandra
Alexandra
7 Jahre her

„Du kennst Deinen Freund am besten. Deine Beziehung mit ihm steht im Vordergrund. Vermittle ihm das Gefühl, dass Du ihn als Person noch genauso gern hast wie zuvor, als er noch HLT-Mitglied war.“

Das sind in der Tat die beiden Schlüsselsätze!

Alexandra
Alexandra
7 Jahre her

Ich persönlich würde mir jedoch wünschen, dass ich gefragt würde; was passiert ist, aber nur mit dem Zusatz möchtest du darüber reden und dem, was ansonsten in den wirklich guten Punkten steht. – So kann man in anderen Situationen übrigens auch umgehen.
Wenn es nie zum Thema kommt und man das Thema stattdessen vermeidet, würde ich es werten, als ich bin ihm egal und er macht sich keine Sorgen— ich bin ihm egal. – Aber es kommt total auf das wie an. – Ein und die selbe Frage kann Anteil zeigen, und anders gestellt, verletzen — nämlich ohne Interesse daran, wie es demjenigen denn damit überhaupt geht und es nur ein Abfragen der Fakten ist. 🙁 .

Folkhard
Folkhard
7 Jahre her

Aus persönlicher, familiärer Erfahrung ist das genau das Richtige. War nicht einfach dem Drang zu widerstehen, gerade die im oberen Teil beschriebenen, wohlgemeinten Ratschläge zu geben. Es ist auch etwas anderes, wenn man selbst betroffen ist. Auf jeden Fall habe ich, was meine Beziehung zu dieser Person anbelangt nichts verändert. Seine Abwendung von der Kirche hat wirklich keine Bedeutung für mich gehabt. Na klar kamen wir oft auf das Thema zu sprechen, aber es kam dann von seiner Seite, und ich unterließ jegliche Bekehrungsversuche. Er hat seine Entscheidung getroffen, und das ist ok. Vielleicht hat mir auch meine eher universalistische Sicht des Evangeliums geholfen. Ich schreibe das nicht um zu zeigen, wie gut ich es gemacht haben, sondern um an einem erlebten Beispiel zu erzählen, dass dieser innere Drang, jemanden wieder in die “ Herde“ zu bringen, nicht zu unterschätzen ist, und dass es wahrscheinlich bei sehr vielen von uns einer bewussten Anstrengung bedarf, um die Prinzipien des Evangeliums, wie Entscheidungsfreiheit, …. zu respektieren.

Frank
Frank
7 Jahre her

Die Begründung „Menschen ändern sich“ auf die Frage „Du hattest doch schon ein Zeugnis, was ist passiert?“ klingt für den glaubenstreuen Mormonen ja meist so, dass Du Dich zum Negativen geändert hast und deshalb kein Zeugnis mehr hast. Als konvertierter Mormone empfinde ich es aber so, dass die Kirche mein Meinungsbild langsam geändert hat und das nicht immer zum Guten. Viele Dinge, die einem innerlich widerstreben heiligt man, in dem man sich sagt, dass es ja von Gott kommt und deshalb irgendwie seine Rechtfertigung hat. Durch den Verlust des Zeugnisses ist es dann eher eine Rückbesinnung auf das, was man wirklich denkt und was man ist. Häufig gibt es einen auslösenden Moment im Leben für diese Rückbesinnung oder man gewinnt neue Erkenntnisse über die Kirche, die sich einfach nicht mehr mit dem eigenen Gewissen vereinbaren lassen. Zu Zeiten meines Zeugnisses hatte Joseph eine Frau namens Emma und einen edlen Charakter, so wie er eindrucksvoll von Truman Madsen beschrieben wurde. Wenn ich heute weiß, dass alles im Wesentlichen ganz anders war und dann viele weitere Ungereimtheiten entdecke, muss ich mich als Mensch mich kein bisschen geändert haben um mein Zeugnis zu verlieren. Ich bin dann lediglich zu einer anderen Erkenntnis gekommen, wie ein Richter zu einem anderen Urteil kommt, wenn sich die Beweislage ändert.

Folkhard
Folkhard
7 Jahre her
Reply to  Frank

Interessanter Beitrag. Obwohl ich in dritter Generation Mitglied der Kirche bin, erfahre ich in den letzten Jahren eine “ Rückbesinnung“ wie Du Frank. Bei mir ist jedoch nichts, woran ich mich im buchstäblichen Sinne „rückerinnern“ kann, da ich immer Mitglied war. Was mich aber in die Nähe Deiner Erfahrung rückt, ist die Dissonanz, die ich ständig hatte. Ich weiß nicht woher sie kam. Sie war wohl immer da. Ich habe mein Leben lang versucht den , wie ich es nenne > Sonntagsschuldogmen < zu entsprechen, was mir nie gelang. Mit dem Buch Mormon, als historische Heilige Schrift konnte ich auch nie warm werden, was nicht heißt, dass viele gute Wahrheiten aus diesem Buch nicht mein Leben positiv beeinflusst haben. Bei Dir ist die Rückbesinnung auf etwas , was Du früher hattest, bei mir ist die Rückbesinnung etwas, was mit der Auflösung der Dissonanzen zu tun hat. Bei Dir löste die Geschichte der Kirche die Rückbesinnung aus, bei mir die Dissonanzen bei den Ansprachen, Leitfäden, und dem Sonntagsschulevangelium. Was ist der gemeinsame Nenner? Etwa die der Drang nach Wahrheit, den vielleicht jeder Mensch unter bestimmten Bedingungen verspürt? Ich glaube, in beiden Fällen war es das Gewissen, wie Du es treffend formulierst, was sich nicht blenden lässt. Das Licht Christi, etwa, wie es zu Beginn des Johannes Evangeliums berichtet wird? Oder auch ( Deuteronomium 30:10-14; … wenn du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. 11 Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist… Weiterlesen »