Dieser persönliche Bericht stammt von einem jungen Mitglied unserer offenen Gesprächsgruppe, das gerne anonym bleiben möchte:
Tieferes Nachsinnen auf Mission
Ich habe erst auf Mission angefangen über die HLT-Lehre nachzudenken und war auch bestrebt ein Zeugnis zu erlangen (als Jugendlicher war ich nur wegen meinen Eltern und Freunden in der Kirche, Gedanken habe ich mir nie darüber gemacht). Ich habe das Buch Mormon 5x und das Neue Testament 2x gelesen. Ich habe mich jeden Abend hingekniet und gebetet. Ich habe oft das Gleiche gesprochen, denn ich wollte eine Bestätigung durch den Heiligen Geist, dass das Buch Mormon und folglich auch die Kirche wahr sind. Leider hatte ich nie eine Antwort bekommen, ich hatte das Gefühl dass meine Gebete nur bis zur Zimmerdecke reichten. Ich fragte mich sehr oft ob es an mir liege, ob ich zu stolz bin oder auch nicht bereit bin Gott bzw. Jesus Christus anzunehmen. Nach vielen Zweifeln und Versuchen hatte ich mich dazu entschieden die Mission abzubrechen und ich wollte auch mit der Kirche Schluss machen.
Reaktion der Familie
Meinen Eltern wegen bin ich sonntags noch zur Kirche. Als diese aber berufen worden sind in einer anderen Gemeinde zu dienen und ich sehr rasch ausgezogen bin, wollte ich die Gelegenheit nutzen und „inaktiv“ werden. Gute Freunde haben mich zwar gehalten, sodass ich regelmäßig sonntags erschienen bin, jedoch hatte ich immer noch große Zweifel. Ich bemühte mich zwar des öfteren ein Zeugnis zu erlangen, doch es war aussichtslos. Ich war seit ich von Mission zurück bin nicht mehr „Tempel-würdig“, fühlte mich aber mit meinem Lebensstil überhaupt nicht schlecht (Garments nicht regelmäßig getragen, Wort der Weisheit missachtet etc.). Eines Tages sagte ich meinen Eltern ich habe kein Zeugnis von der Kirche und werde auch nicht mehr hin gehen. Mein Vater sagte mir ich solle nicht lau sein. Kalt oder warm. Sein Rat war das ich mich aus allen Büchern der Kirche streichen lasse und komplett Abstand zur Kirche halte (mein Papa ist ein aktives Mitglied). Er fügte aber noch hinzu dass ich dann nicht in der Ewigkeit mit meiner Familie zusammen sein kann und das Gott sich nicht spotten lässt (da ich ja schon im Tempel war und Bündnisse eingegangen bin).
Daraufhin habe ich mich sehr schlecht gefühlt und dachte ich wäre auf ewig verdammt. Ich wünschte mir so sehr dass ich einfach blind folgen könne und den Umstand dass die Kirche wahr ist einfach ohne zu hinterfragen hinnehmen könnte. Aber es ging nicht. Ich wollte mir und anderen niemals etwas vorlügen. Ich versuchte es sehr oft, doch dies hat meiner Seele sehr geschadet. Ich hatte eine gespaltene Persönlichkeit.
Mein innerer Zwiespalt
Fühle mich sehr hin und hergerissen: Innerhalb der Kirche gefällt mir, dass die Menschen ein Ziel haben und auf etwas hin arbeiten. Oft ist das die Familie. Außerhalb der Kirche haben meine Freunde oft keine vergleichbaren Ziele, sondern streben primär die weltlichen Dinge an. Dennoch fühle ich mich in der Kirche stark in etwas hineingepresst und dass man seine Gedanken nicht offen äußern kann.
Ich konnte (und kann heute noch) manchmal nicht klar denken denn ich stehe immer noch im Konflikt ob die Kirche denn wahr ist oder nicht und wie ich mein Leben auszurichten habe. Denn viele sagten mir ich werfe mein Potenzial weg, wenn ich mich gegen die Kirche entscheide. Es stehe angeblich so viel auf dem Spiel. Und mir ist auch immer wieder bewusst dass das Verhältnis in der Familie durch so eine Entscheidung gestört wird, da sich ja in einer HLT-Familie alles um den Glauben dreht.
Warum ich nicht glauben kann
Primär
1. Mein Problem ist dass ich keine Antwort vom Himmlischen Vater erhalten habe, obwohl ich mein Herz und meine Seele für Gott gab (Mission) und in meinen Augen alles richtig gemacht habe um eine Bestätigung zu bekommen.
2. Ich habe ein großes Problem mit dem „Abfall vom Glauben“ der gelehrt wird. Ich glaube einfach nicht das die Vollmacht Jesu Christi nur bis ca. 50 n. Chr. auf der Erde war (Ich weiß die genaue Zahlen nicht) und dann bis 1830 einfach mal nichts da war.
3. Ich glaube auch nicht dass wir in den letzten Tagen leben. Vor allem die Mitglieder der Kirche sehen immer wieder Parallelen mit dem Buch Offenbarung aus der Bibel und unserer heutigen Welt. Aber war es nicht schon immer so das die Welt schlechter geredet wird als sie es wirklich ist? Ich durfte die Erfahrung machen das Menschen die nicht fanatisch in eine Kirche rennen und blind einem System folgen meist intuitiv sehr gute soziale Eigenschaften in sich besitzen, vergleichsweise wirkliche Nächstenliebe bzw. Liebe in ihrem Herzen haben und auch nach außen ausstrahlen und gute Dinge freiwillig tun (nicht weil es ihre Pflicht ist; Beispiel: Heimlehren gehen). Natürlich gibt es auch Mitglieder der Kirche welche aus ihrem Herzen heraus sehr gute Menschen sind, aber es kommt mir so vor als wäre das seltener als bei „normalen Menschen“
Sekundär
4. Die verdrehte/ gelogene Kirchengeschichte.
Ich habe den CES-Letter gelesen, wusste jedoch vorher schon einige Dinge z.B. wie das Buch Abraham zustande kam, die vielen Frauen von Joseph Smith, warum er wirklich getötet worden ist, etc.
Manche Dinge waren mir auch neu wie z.B. die krassen Parallelen zu dem Buch „the first book of Napoleon“ oder auch die Parallelen der Welt des Buches Mormon mit Josephs Gegend in der er lebte.
Es gibt noch einige mehr Punkte welche mich belasten. Der Sekundär-Teil muss ich persönlich noch etwas mehr recherchieren, aber bisher glaube ich das meiste was ich im Internet über die Kirche gelesen habe (weil auch immer Quellenangaben dabei gewesen sind).
Mein heutiger Stand
Ich gehe noch fast regelmäßig zur Kirche, aber das mache ich nur aus sozialen Gründen. Ich habe sehr viele Freunde dort und ich möchte den sozialen Kontakt halten und pflegen. Aber da ich nicht mehr an die Kirche glauben kann nehme ich auch kein Abendmahl und distanziere mich meist auch von den Klassen und den Lehren stehe ich sehr kritisch gegenüber.
Mir ist klar das das meiner Persönlichkeit überhaupt nicht gut tut wenn ich mich jeden Sonntag dort aufhalte und „ausgeschlossen“ fühlen muss. Eines Tages muss ich mich entscheiden.
An Gott glaube ich nach wie vor, ich bin davon überzeugt das wir nicht ein Zufallsprodukt der Natur sind und ich glaube das die Zeit auf dieser Welt einen Sinn hat. Welchen genau das weiß ich leider nicht, bin aber dabei es herauszufinden. Mit dem Glauben an Jesus Christus und an das Sühnopfer habe ich ganz große Probleme, denn ich glaube nicht wirklich an „Sünde“.
Ich habe innerlich mit der Kirche irgendwie abgeschlossen und das wissen auch viele meiner Freunde (innerhalb sowie außerhalb der Kirche) und es wurde von denjenigen auch sehr gut aufgenommen. Ich fühle mich mit dieser Entscheidung, nicht mehr nach dem HLT-Evangelium leben zu müssen, frei. Ich bin kein Mensch der jetzt exzessiv alles was ich nicht tun „durfte“ ab sofort mache. Ich lebe mein Leben weiterhin als „normaler Mensch“, trinke ab und an Alkohol mit meinen Freunden oder mal hier mal da einen Kaffee, versuche mich in die Gesellschaft zu integrieren, aber sonst hat sich groß nichts geändert. Ich muss nun nur nicht mehr damit kämpfen, mich in eine Rolle zu quetschen in die ich nicht hineinpasse.
Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Mir ging es in vielen Dingen ähnlich. Ich hatte mit 17 ein Zeugnis bekommen das Gott wirklich existiert und da ich dieses Zeugnis bei einer Zeugnisversammlung mit anderen Jugendlichen bekam, schloss ich daraus das auch die Kirche wahr sein muss. Allerdings habe ich trotz einer Mission und Tempelehe diese Bestätigung niemals erhalten. Obwohl ich seit 23 Jahren kein Mitglied mehr bin, gehe ich meiner Frau und der Familie zuliebe immer noch in die Kirche. Seit ich aber mehr über die Kirchengeschichte und die falschen Lehren herausgefunden habe, kann ich an den Klassen nicht mehr teilnehmen und gehe nur noch in die Abendmahlsversammlung. Ich habe viele gute Freunde in der Kirche und halte Kontakt, aber die Lehren kann ich nicht mehr glauben. Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg viel Glück und Erfolg.
Liebe unbekannte Person: Du bist mit diesem Konflikt nicht allein und ich verstehe, was du durchmachst. Ich lese so viel aus deinen Worten heraus, vor allem Zerissenheit und dass du mitten in einem sehr schwierigen Prozess bist. Ich habe das sehr starke Gefühl, dass du dich sehr durch die Erwartungen und Äußerungen deiner Umgebung unter Druck setzt. Ich möchte dir auf den Weg geben, dass es wichtig ist, dass du dich von diesem Druck befreist. Egal, ob du nun weiter zur Kirche gehst oder nicht. Du musst dich nur dann entscheiden, wenn du es willst. Ich finde es auch nicht fair, dass dir andere Entscheidungsfreiheit predigen und dir im nächsten Moment ein schlechtes Gewissen machen wegen der Ewigkeit. Sich selbst gegenüber authentisch zu leben ist sehr wichtig. Du lebst dein Leben und niemand sonst. Und wie du bereits erkannt hast, macht es keinen Sinn sich zu zwingen etwas zu aktzeptieren, was du nicht (mehr) mit dir vereinbaren kannst. Ich habe erfahren, dass es auch da „draußen“ Millionen von Menschen mit festen Zielen gibt. Die Strukturen, in welchen wir aufgewachsen sind, sind sehr fest und unsere Wurzeln liegen in einer Subkultur mit besonderen gesellschaftlichen und idiologischen Regeln. Es gilt in deinem Prozess nicht sich dem vollständig zu entreißen. Es geht um deinen Seelenfrieden, das heißt aber nicht, dass du deine Erfahrungen und Bedürfnisse völlig über Bord werfen musst. Im Gegenteil: Du kannst dich völlig neu finden und Erfüllung finden. Wenn du das Bedürfnis nach neuer religiöser Identität hast, kannst du vllt… Weiterlesen »
Danke, das Du weiterhin zur Kirche gehst und den Glauben an die Kirche, unseres Herrn „Jesus Christus“, nicht gänzlich aufgegeben hast. Es ist gut das Du ein Zeugnis haben möchtest und weiter danach forscht. Setze dich selber nicht so unter Druck. Keiner in dieser Kirche ist perfekt und jeder in dieser Kirche sündigt, die einen mehr und die anderen weniger. Und wenn du glaubst, das Du deine Meinung, anderen Mitgliedern gegenüber, nicht frei äussern kannst, in der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“, dann sag deine Meinung doch Gott. Er wird dich verstehen und dir helfen, in deiner Not. Mir hat er schon mindestens 2 mal, in der Not, geholfen: 1.) Ich hatte einen 1 €-Job in dem ich unglücklich war, und ich habe, unter Tränen, zum Herrn gefleht er möge mich doch aus diesem Job befreien. Wegbleiben konnte ich nicht so einfach, sonst hätte es wohl Sanktionen gegeben, also ging ich nach diesem Gebet wieder zu diesem belastenden Job. Es waren ca. 30 Minuten vergangen, das ich gebetet hatte, als ich bei dem 1 €-Job ankam, und man mir mitteilte, das „man mit mir nicht mehr zusammenarbeiten wolle und ich nach Hause gehen könne“. Du kannst dir sicher vorstellen, wie überrascht ich war, das meiner Bitte so schnell entsprochen wurde. 2.) Ich wollte zu einer Taufe, habe aber auf dem Weg zum Bahnhof bemerkt, das ich mein Handy zu Hause vergessen hatte. „Nicht so schlimm“, dachte ich, denn ich würde die Missionare ja am Bahnhof treffen. Also… Weiterlesen »
Lieber junger Freund, vielleicht ist es nicht angebracht, wenn ich mich hier als bald 77-jähriger in eure Diskussion einmische. Dass jemand Zweifel hat, ist kein Zeichen dafür, dass er verloren ist. Wenn ich mich nicht irre, hat ein verstorbener Apostel lebenslang gegen starke Zweifel angekämpft, die ihn überfallen haben, wie eine Depression oder eine Migräne einen überfallen kann. So ist es auch möglich, dass jemand nie die unverrückbare Gewissheit erhält, dass das Evangelium und die Kirche wahr sind. Damit kann man auf zweierlei Weisen umgehen: 1. Man glaubt. Für mich bedeutet Glaube, dass ich alle versprochenen Segnungen erhalten werde, wenn ich gehorsam bin. 2. Man hinterfragt. Ich bin diesen Weg probeweise auch gegangen, um zu sehen, wohin er führt. Ich habe mich lange mit den Argumenten befasst, die ausgetretene Mitglieder gegen die Kirche vorbringen, und nichts gefunden, was ich nicht erklären oder widerlegen kann. Wir leben in einer besonderen Zeit. Es ist die Zeit nahe vor dem Zweiten Kommen Jesu Christi. Wie nahe dieses Ereignis ist, zeigt das Büchlein „Visions of Glory“, worin ein renommierter Kinderpsychologe von seinen Nahtoderfahrungen berichtet. Er hat sie über Jahre hinweg einem verstorbenen Apostel erzählt. Dieser hat ihm geraten sie für sich zu behalten, bis die Zeit für eine Veröffentlichung gekommen sei. Es ist das einzige seiner Art, das ich uneingeschränkt zum Lesen empfehle. Die Lehren daraus sind: Wir müssen uns in jeder Hinsicht rein halten. Wir brauchen Kraft aus der Höhe durch das Gebet, das Lesen in den Heiligen Schriften und die Verordnungen des… Weiterlesen »