Das Schiff und der Eisberg

Von Guido Müller

Bei einer Fahrt durch das europäische Nordmeer fährt ein Schiff mit mittlerer Geschwindigkeit auf einen Eisberg zu. Der Zusammenstoß ist schon fast unvermeidlich.

Der Kapitän fragt seine Crew: Wie kriegen wir es hin, auszuweichen, ohne dass unsere Passagiere eine Kursänderung bemerken?

Nautischer Offizier: Herr Kapitän, bei allem Respekt, wir können nicht abbiegen, ohne dass man eine Kursänderung bemerkt. Warum wollen Sie nicht hart ausweichen und sofort den Kurs ändern? Das wäre doch in so einer Situation auch für andere Schiffe ganz normal.

Kapitän: Weil dann in den Köpfen der Passagiere die Vermutung aufkommt, dass die Kapitäne einen falschen Kurs gewählt haben und das Vertrauen beschädigt würde. Wenn die Autorität der Schiffskapitäne leidet, hat das schwerwiegende Folgen für die gesamte Reederei.
Also nochmal: Wie ließe sich der Kurs ändern, ohne dass die Passagiere etwas merken?

Nautischer Offizier: Herr Kapitän, entweder wir führen jetzt sofort eine drastische Bremsung mit gleichzeitigem Ausweichmanöver durch, oder der Schaden wird noch viel größer.

Kapitän: Ende der Diskussion. Bitte ändern Sie den Kurs des Schiffs. Wir dürfen den Eisberg keinesfalls berühren. Machen Sie das aber so dass möglichst wenige was davon merken. Sollten wir den Eisberg dennoch berühren, und alle sich fragen wo der ohrenbetäubende Lärm herkommt, sagen wir den Passagieren, dass wir von einem feindlichen Schiff angegriffen wurden. Das hat in der Vergangenheit ganz gut funktioniert und Loyalität und Zusammenhalt gesteigert.

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TRM
TRM
2 Jahre her

Trifft es ziemlich gut.