Die theologische Vision von Familie in der obersten Stufe des celestialen Reiches: Einfluss auf individuelle Psyche und Familienleben

Aus der Community

Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber die kirchliche Programmierung hat mich irgendwann glauben lassen, dass ich eines Tages wenn ich rechtschaffen genug bin, und den Weg aller Verordnungen der Kirche gehe, mal ein Gott werden kann, also wie der Vater im Himmel (so wie wir ihn uns als Mormonen vorstellen) der „Welten ohne Zahl“ schafft und auch in Ewigkeit weitere Nachkommen zeugt. Jeder der gut mit Zahlen umgehen kann, weiß, dass ich dann in Ewigkeit wohl Hunderttausende, Millionen und irgendwann Milliarden weiterer Nachkommen zeugen würde. Einen richtigen Geschwindigkeitsboost in der Vermehrung würde ich ja nochmal haben, wenn die Polygamie dann tatsächlich wieder käme.

Möglichkeit der Polygamie bleibt offen

In unseren Leitfäden mit dem meine Kinder in der Kirche belehrt würden, wenn wir das zuließen, deuten wir ja immer noch an, dass der Prophet die Polygamie jederzeit wieder einführen könnte.

Eine endgültige Distanzierung ist weit und breit nicht zu finden. Zitat aus dem aktuellen Leitfaden zu Lehre und Bündnisse: „Die Mehrehe ist verboten, es sei denn der Herr gebietet sie durch seinen Propheten.“ („Lehre und Bündnisse und Geschichte der Kirche“, Lehrerleitfaden, S.225).

Fragen und Gedanken

  • Welchen Einfluss auf ein Familienleben hat es, wenn unsere theologische Vorstellung in Richtung „ewiger Massenzeugung“ geht? Wie verhält es sich mit der Erwartung individueller Aufmerksamkeit?
  • Wie kann ein Gottvater, der Milliarden Geist-Kinder hat, jemals individuell für eines dieser Kinder da sein? Ist das wirklich so eine optimale Vision für das Familienleben?
    Wahrscheinlich antworten orthodoxe HLT: Ja aber man kann ja jederzeit dann zu diesem Gottvater beten, so wie wir es tun. Oder man kann mit dem Heiligen Geist mit ihm in Verbindung sein….alle Milliarden Kinder gleichzeitig. Cool, aber was wenn ich mit meinem Vater auch mal wirklich was allein tun möchte? Was wenn ich mal keine Heiligen Geist Zoom Session möchte, sondern echte persönliche Nähe?
  • Ich als das jüngste von 8 Kindern (wurden übrigens nur wegen der Kirche 8 Kinder, meine Eltern waren mit 4 Kindern zufrieden bis sie die Kirche kennenlernten) gewann oft den Eindruck, dass meine Eltern viel kollektive Aufmerksamkeit gaben, aber tendenziell eher wenig individuelle. Somit werden Einzelkinder die von ihren Eltern mit Individual-Aufmerksamkeit überhäuft wurden, sicher meine Schmerzen und Bedenken kaum nachfühlen können, denn ich bin mir bewusst dass sich hier individuelles Leid mit Überlegungen über die Theologie vermischt.
  • Wenn die Polygamie tatsächlich wiederkäme, wie soll ein Mann seinen 55 Frauen jemals individuelle Aufmerksamkeit geben? Oder sind es im Himmel dann 550 oder 5500?

Wir verweisen in der Kirche dann auf: Das können wir nicht verstehen mit unseren begrenzten Hirnen….gut, aber die Frage ist auch, ob das überhaupt sinnvoll wäre, so zu leben? Ist das auch ohne mögliche Wunderkräfte und nen „Heiligen Geist“, den ich dann als magische Kommunikationshilfe an die Seite gestellt bekommen soll, überhaupt wünschenswert? Ihr merkt, ich verarbeite da grad etwas für mich…also bitte ordnet das auch entsprechend ein. Mich würde aber schon interessieren wie andere den Einfluss dieser Massenvermehrungstheologie auf (ihre) Familie und sich selbst sehen.

Ich wünsche allen eine weitere schöne Vorweihnachtszeit mit viel individueller Aufmerksamkeit von und für Menschen, die Euch etwas bedeuten.

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O.S.
O.S.
2 Jahre her

Ich habe mich viele von diesen Fragen auch schon gefragt, möchte das hier nicht so weit ausbreiten, aber ich finde folgende Punkte wichtig:

Die Polygamie ist keine Erfindung der Heiligen der letzten Tage. Und jeder, der an das alte Testament glaubt, muss das wohl als Gott gegeben ansehen.

Gott steht außerhalb der Zeit, vermutlich werden wir das später dann auch sein. Auch viele Leute, die nah Todeserfahrung haben, berichten davon, dass es nicht unendlich viel Zeit gibt, sondern, dass es gar keine Zeit mehr gibt. Das würde viele Sachen vereinfachen, unter anderem auch das Problem „Wie sollen wir denn das alles schaffen?“
In wie viel Gesetzen und Formeln gibt es den Faktor Zeit? Nimm den einmal weg, dann ist auch Geschwindigkeit zum Beispiel ganz anders definiert.

Ich gehe stark davon aus, dass es dann auch einfacher sein wird, individuell auf beliebig viele Personen einzugehen.

Jeder, der nicht das Ziel sieht, dass wir als Gottes Kinder irgendwann einmal so werden können wie er, muss eine andere Vorstellung davon haben, was denn der Sinn unserer gesamten Existenz sein sollte.

Anonym
Anonym
2 Jahre her
Reply to  O.S.

nun ja, also die Frage ist ja ob dies wirklich die Vorstellung von Gott ist, die korrekt ist oder überhaupt in irgendeiner Form denkbar ist wenn man zugrunde legt, dass Gott liebevoll sein soll. Und dass Gott eine gesunde Beziehung mit jedem seiner Kinder und Ehepartner hat.

O.S.
O.S.
2 Jahre her
Reply to  Anonym

Ich hatte ein paar Stunden Zeit, darüber nachzudenken, was ich geschrieben habe. Inzwischen denke ich, dass mein Kopf geantwortet hat, aber das wichtigste nicht gesagt wurde.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hatte ich mehrere Gelegenheiten jedes meiner fünf Kinder zu segnen. In diesem Moment werde ich zum Sprachrohr Gottes, trete in meinem eigenen Wesen zurück und lasse das Wesen Gottes hervor treten.

Nahezu jedes Mal habe ich meinen Kindern gesagt, dass der himmlische Vater sie liebt, als wären sie sein einziges Kind. Diese Aussage allein ist noch nicht so beachtlich, sondern das, was ich dabei intensiv gefühlt habe. Das war nämlich, dass dieser Gott, dessen Medium ich gerade bin, dessen willen ich Kund tue, meine Kinder mehr liebt, als ich das zu tun vermag.

Das ist jedes Mal ein sehr überraschendes, sehr demütigendes Erlebnis.
Kann es wirklich sein, dass jemand meine eigenen Kinder mehr liebt, als ich, ihr Vater ?
Und offensichtlich ist das der Fall. Das wird mir jedes Mal wieder bestätigt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Was noch alles dahinter steckt und wie das alles zusammen hängt, da kann man viel drüber Spekulieren, aber ich weiß, dass sie sich so verhält.

Anonym
Anonym
2 Jahre her
Reply to  O.S.

ich finde die art und weise wie du das mit deinen kids machst auch ehrlich gesagt wenig gefährlich…zumindest so ist mein eindruck…warum sollte ich versuchen wollen dich da anders zu überzeugen. Jeder darf seinen Glauben haben und wenns für Dich klappt und deine kinder profitieren ist doch erstmal gut. Vielleicht sollte man sich nur bewusst machen, dass krankmachende Theologie wie ein Coronavirus ist, für manche ist es völlig ungefährlich, manche haben eine milden Verlauf…für manche kann es katastrophal sein.

Anonymus
Anonymus
2 Jahre her
Reply to  Anonym

Es gefällt mir echt, was Du schreibst. Theologisch ist die Sache uninteressant – neurowissenschaftlich um so mehr.
Wie kommt es zu dieser Blockierung im Gehirn, die den gesunden Menschenverstand wie auf Teflon abperlen liess? Wie blockiert / manipuliert man das Hirn so erfolgreich, dass es in einem bestimmten Bereich seine Funktion zur Kritik nicht mehr wahrnehmen kann?

Religion ist ein Gefühl, dass sich im Stammhirn nieder legt. Klug gemacht, kann man dort jeden Blödsinn einpflanzen. Es dort wieder heraus zu bringen, kann durch Information erfolgen, heilend kann auch ein emotionaler Schock sein, welcher deblockiert und die Hirnströme wieder frei fliessen lässt.

Der Glaube an diesen Unfug ist ein komplexes Störungsbild, vergleichbar mit Legasthenie. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es scheint sich um ein multifaktorielles Geschehen zu handeln. Genetische Faktoren können die Störungen begünstigen.

Anonym
Anonym
2 Jahre her

Ewige Vermehrung stelle ich mir stressig vor! Du hast ja ein paar Stressfaktoren genannt. Und auf der anderen Seite sieht es total monoton aus. Auch Ewige Vermehrung ändert nicht viel daran. Ich frage mich auch, warum es grob 50:50 Verteilung gibt, Polygamie aber ausschließlich patriarchal praktiziert wird. Superlative mit Mrd. Kindern klingt beeindruckend größenwahnsinnig und die Frage stellt sich welches Ego braucht das?! Viele Frauen die einen exklusiv verehren?! Welches Ego braucht das?! Welche Frau sieht darin eine Ewige Erfüllung den exklusiven Mann mit anderen Frauen zu teilen?! Und das alles in EWIGKEIT! Größer, Mehr, Schneller, Weiter…… kann man nicht mal an einer Nullwachstumsstrategie Fantasiewelt?! Das ist ja schlimmer als stressiger Kapitalismus! Ehrlich, ich finde die Vorstellung einer kompletten Auslöschung der Wahrnehmung auch schwer (davon gehe ich aus), aber so eine göttliche Ewigkeit mit Harem, Milliarden Kindern, mich als Master of the Universe….. Ehrlich, macht mich überhaupt nicht an. Man kann es sich ehh nicht aussuchen, aber eine Wiedergeburt, bei der man wieder neu anfängt und sich irgendwann in ein Nirwana auflöst finde ich unglaublich viel sympathischer. Diese Fortpflanzingsideologie, die auch auf Erden anfängt, ist nicht gut für unsere Lebensqualität. Heute wäre es gut, wenn wir es schaffen würden nicht weiter zu wachsen. Toll wenn Familien wirklich gerne mehr Kinder haben und toll wenn andere es ablehnen (ich möchte niemanden für die Kinder kritisieren) , aber eine Wachstumsideologie ist ungesund und krank. Leider ist die unter Mormonen und anderen Gläubigen weit verbreitet. Ich denke wenn wir uns überlegen wie wir… Weiterlesen »

Miriam S.
Miriam S.
2 Jahre her

Wenn wir von der Wahrheit der Ewigkeit ausgehen, dann ist diese gesamte Vorstellung mit der ewigen Vermehrung, Welten ohne Zahl usw. stressig und logistisch nicht nachvollziehbar. Es wäre aber eine Sache, die im Prozess abläuft und nicht auf einmal. Wir haben keine Ahnung, wie lange die „Pflege“ der Geistkinder abläuft. Ich würde mir das auch als die Hauptaufgabe der Mütter vorstellen. Ein Energie Level fernab von Erschöpfung, Alterserscheinungen, Krankheiten oder anderen Schwächen ist ausserdem nicht vorstellbar.
Diese mögliche Realität können und sollten wir mit unserem sehr beschränkten Denken überhaupt nicht auf unser Leben ummünzen. Das wäre nicht fair.
Erste Frauen müssten bekanntlich auch zustimmen, wobei ihnen dann ein Leben in der höchsten Herrlichkeit des celestialen Reiches verwehrt bliebe.
Für wen das vorstellbar ist, dem fügt das keinen Stress zu.
Sich aber zu sehr im Hier und Jetzt mit dieser Ideologie zu beschäftigen oder sich in Sicherheit zu wiegen, einmal so zu existieren, kann in manchen Personen für Überheblichkeit sorgen.
Ein Thema, das lange diskutiert werden kann… 

Anonym
Anonym
2 Jahre her
Reply to  Miriam S.

„kann in manchen Personen für Überheblichkeit sorgen“….ja in der Tat und leider…man sollte sich dann evtl. auch die Frage stellen wie gesund diese massenvermehrungs- und massenpartner theologie in verbindung mit dem mormonischen gruppenzwang ist, sich so sicher bezüglich so vieler dinge sein zu wollen. es wäre wohl besser man würde hier einfach einen „agnostischen“ umgang pflegen…das ist aber wegen der rechtfertigungstheologie, die man braucht um joseph Smiths polygame Auswüchse zu rechtfertigen kaum möglich, ohne dann auch konsequent Kapitel in Lehre und Bündnisse zu streichen.

T.S.
T.S.
2 Jahre her

Ich habe mal halb scherzhaft gesagt, dass wenn das alles wo wahr ist, wie JS usw. gelehrt haben, dann würde ich im celestialen Leben (sofern ich dies überhaupt erreichen würde) erstmal umgerechnet mehrere hundert Milliarden Jahre frei nehmen und mir den Erholungsurlaub gönnen, den ich mir hier auf Erden nie leisten konnte. Und folgendes erstmal noch zur Ergänzung. Ich wäre erstmal viel damit beschäftigt meinen Wissensdurst zu stillen und Antworten auf Fragen zu erforschen, die das Erdenleben vermeintlich nicht beantworten konnte, weil nicht genug Zeit vorhanden war, weil es zu viele Ablenkungen gab etc., was weiß denn ich. Das Thema ewige Vermehrung hat mich nie gereizt ehrlich gesagt, im Gegenteil eher abgeschreckt. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe es Vater zu sein, auch wenn ich es noch nicht lange bin, aber ich blühe laut Aussagen aus dem Umfeld drin auf. Ja es gibt mir viel Ehemann und Vater zu sein. Aber ich reagiere hier ja schon genervt und angewidert, wenn eingefleischte hauptsächlich Brüder mir einimpfen wollen, dass ich meine Frau als Legehenne zu betrachten habe, überspitzt ausgedrückt. Und das dann noch in unfassbar größeren Dimensionen in der evtl. Ewigkeit? Nein, danke! Ach übrigens, meine Eltern wurden noch von Missionaren, Heimlehrern und Betreuungslehrerinnen dahingehend belehrt, dass sich der Patriarch der Familie in der Ewigkeit noch bis zu 11 Nebenfrauen aussuchen darf (Mehr ging wahrscheinlich nicht, weil der größere Teil von den Muslimen schon beansprucht wird, meine Vermutung). Wann wurden meine Eltern belehrt? Mitte/Ende der 80er. Wo kütt’n dat her? Warum vor… Weiterlesen »

Anonym
Anonym
2 Jahre her
Reply to  T.S.

heieieieieiei…was hast du denn alles erlebt?? aber dass beim heimlehren polygamie gelehrt wird…das ist schon irgendwie interessant…und zeigt wie sehr wir noch von dieser lehre durchdrungen sind… will mal ganz ehrlich sein: eine weile habe ich als junger hlt-erwachsener ja tatsächlich die gedanken gesponnen, dass je rechtschaffener und netter ich bin, desto mehr „frauen“ mir vom himmlischen vater anvertraut werden können und den miesen, lausigen ehemännern nimmt gott dann die frauen weg und „gibt“ sie mir und anderen „guten“ Männern…. (das mit dem dass einem Frauen „gegeben“ werden ist übrigens Originalton LuB 132) …bis ich dann irgendwann gemerkt habe, dass diese versteckten gedanken irgendwie nicht wirklich helfen, intimität und nähe mit EINEM!! partner aufzubauen….es ist wirklich eine total krumm-kranke theologie von der ich da beeinflusst war…das ist moralisch nicht viel besser als sich täglich 50 kranke gang-bang pornos reinzuziehen… (sorry an alle für die das hier etwas sehr „offen formuliert“ ist) und das ist genau der Punkt hier: Was macht diese Lehre eigentlich mit uns? Wir sollten uns die Frage wirklich sehr offen stellen, denke ich, denn echte Intimität und eine aufrichtige Beziehung zu einem Partner wird unterdrückt. Leider auch wirklich tiefe Beziehungen zu jedem einzelnen Kind…wenn noch Milliarden weitere kommen, wieso soll ich denn Tiefe mit einem Kind aufbauen? Wer dann zusätzlich keine guten Vorbilder im echten Leben hatte bezüglich einer erfolgreichen Beziehung – dem schadet es noch mehr…wenn die theologie für sich steht und man noch einen polygam-denkenden papa hatte, wird das ganz uuuuultra-toxisch…. und wir haben jetzt… Weiterlesen »

Ma. St.
Ma. St.
2 Jahre her

Wenn man davon ausgeht, dass diese Lehren von Gott offenbart wurden, dann kann man sicherlich argumentieren, dass wir sie einfach nur nicht verstehen können mit unserem beschränkten menschlichen Verstand (natürlich stellt sich mir die Frage, warum so etwas Konfuses dann überhaupt offenbart wird – will man damit den Glauben derjenigen auf die Probe stellen, die gerne ihren Verstand gebrauchen?) Es gibt aber auch zahlreiche andere, viel weniger religiöse und viel nüchternere Erklärungen dafür, woher diese Jenseitsvorstellungen herkommen könnten. Ich würde hier einmal mehr die Psychoanalyse bemühen wollen. Demnach sagt dieses Gottesverständnis mehr über den Menschen Joseph Smith und seine Triebbedürftigkeit aus als über „Gott“. In einer Welt, die das freie Ausleben von Sexualität streng reglementiert und sanktioniert, erscheint es gar nicht so abwegig, sich den Himmel als einen Ort vorzustellen, an dem man unendlich viel Sex haben kann. Ich will JS da gar keinen Vorwurf machen – es gab noch keine verlässlichen Verhütungsmethoden und auch keine Hippie-Kommunen (vielleicht wär er dann lieber dorthin gegangen und hätte keine Religion gründen müssen). Fakt ist aber auch, dass JS sich mit dieser Jenseitsvorstellung als Jenseitsvorstellung nicht zufrieden gegeben hat. Er hat sie in Ansätzen auch zu seinen Lebzeiten verwirklicht und praktiziert – und damit vermutlich viel Leid verursacht. Offenbar war die Triebstruktur vieler seiner engeren Vertrauten und Anhänger ähnlich gelagert, denn bis auf Emma (und möglicherweise andere Frauen) – so scheint es – fanden ja alle die Vorstellung erstrebenswert. Und selbst wenn die Frauen (oft ja auch Minderjährige) nun keinen Sex mit JS… Weiterlesen »

Anonym
Anonym
2 Jahre her
Reply to  Ma. St.

ja, auch ich denke dass Theologie unserer persönlichen Vorstellung entspringt….und welche Vorstellungen ein Mann haben könnte, der solch eine Theologie in die Welt setzt, das ist dann leider peinlich gut erkennbar.
Der arme Joseph halt…..aber ich finde sehr wichtig ist halt dass wir uns alle mal einen ausführlichen Blick darauf erlauben, inwiefern UNS persönlich diese ganze Denkweise beeinflusst hat.
Das wird oft vergessen in der Debatte…es geht dann wieder mehr um Joseph Smith und die Kirche als um uns selbst. War leider im Aufwachsen inmitten narzisstischer Theologie eben auch schon so. Für das Individuum und sein Erleben ist da kein Platz. Man schluckt es runter und dient weiter. Wenn diskutiert wird, stehen die Bedürfnisse der Kirchenorganisation im Vordergrund oder deren Kritik. Das halte ich für ein kollektives Mormonentrauma…sogar in der Verarbeitung ihrer Traumata reden die meisten nicht über sich und ihre eigenen Schmerzen und Wahrnehmungen bzgl. sich selbst, sondern streiten hin und her über Autoritäten und die Kirche…

Ma. St.
Ma. St.
2 Jahre her
Reply to  Anonym

da stimme ich dir voll zu. Die kritische Analyse ersetzt sicherlich nicht die innerliche Aufarbeitung, sie ist aber vielleicht ein wichtiger Teil davon. Ich muss ja erstmal durchschauen, was an dieser Vorstellung falsch ist, bevor ich mich darauf einlasse, was das gefühlsmäßig mit mir macht – bzw. das geht ja vielleicht miteinander einher. Und dann habe ich hoffentlich gute Freunde oder eine:n Therapeuten, mit dem ich das dann durcharbeiten kann… vielleicht wird ja dann nicht nur die Triebbedürftigkeit von JS Thema, sondern im besten Fall auch meine eigene – und dann kann die Aufarbeitung so richtig losgehen..

und noch als Ergänzung: Die patriarchale Grundordnung der bürgerlichen Kleinfamilie ist ja auch nicht das „Gesunde“, sondern eine andere Form des Fremdzwanges. Wirkliche Freiheit lässt sich nicht in der Ablehnung der mormonischen Gottesvorstellung und der gleichzeitigen blinden Annahme der Lebensform einer bürgerlichen Kleinfamilie erreichen. Hinter beidem steckt eine sehr ungesunde Tendenz, die erstmal durchschaut werden muss, um mit ihr zu brechen (falls das überhaupt möglich ist)… Wenn man sich dann für das Modell „Vater, Mutter, Kind“ entscheidet (was selbstverständlich legitim ist), macht man das dann im besten Fall nicht aus Mangel an Alternativen… – und wenn doch, dann zumindest aus einem gewissen Bewusstsein und einer Sensibilität heraus, die auch andere Lebensformen zulässt..

H.S.
H.S.
2 Jahre her
Reply to  Ma. St.

Ich bin eine Person, die nicht besonders gut mit Verantwortung umgehen kann bzw. mich stark stresst. Ich habe keine Narzissmusstörung, sondern meine Herausforderungen liegen an anderen Stellen. Deshalb habe ich mich mit dem Patriarchat und Priestertumsgeprotze auch nie anfreunden können. Ich hatte schon Versagensängte bei einem Segen falsch zu liegen und die Vorstellung eines Harems für das ich Verantwortung übernehme fand ich belastend und unfair, denn Struktur fällt mir natürlich nicht so zu. So viel Verantwortung und Organisation – Horror. Und auf der anderen Seite die Frage, warum sollte meine Frau mich teilen, wenn sie nur mich hat?! Meine Frau fand das verständlicherweise auch richtig schlimm, zu wissen das sie mich ggf. später teilen muss, aber selbst keine Abwechslung hat. Ich sagte, wie ich bereits mal sagte, bei einem privaten Besuch der Familie unseres ehemaligen Pfahlpräsidenten (ganz tolle Menschen), dass ich wenn schon denn schon meiner Frau die gleichen Möglichkeiten geben möchte oder verweigere. Das war ein heiterer Schock, den ich bis zu einem Grad ehrlich so meinte. Ich finde es abstoßend mich als Supergott verehren zu lassen, während meine Frau sich als Person ersetzbar in meinen Dienst stellt. Das ist von vorne bis hinten sexistisch und narzisstisch! Entweder oder! In der erwähnten Hippie-kommune oder einer polyamoren Beziehung wäre JS nicht glücklich geworden! Sex hat man in polyamoren Beziehungen nicht unbedingt öfter bzw. hat man mit vielen keine sexuelle Beziehung. Für Narzissten ist das gar nichts! Sie gestehen ihren Partnern das gleiche Recht zu wie sich selbst…. Nicht von ungefähr… Weiterlesen »

Anonymus
Anonymus
2 Jahre her
Reply to  Anonym

Wie recht du hast. Jeder ist selbst am meisten schuld. Jeder hat die Verblendung mit aller Kraft gesucht.

anonym
anonym
2 Jahre her

Jeder objektive Historiker geht davon aus, dass Joseph Smith ein Narzisst war oder sogar an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung litt. Symptome für diese Störung wären laut der Psychologin Julia Dobmeier, übertriebenes Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit, Phantasien von grenzenlosem Erfolg, Macht, Schönheit oder idealer Liebe, besonders einzigartig zu sein und nur von besonderen oder angesehenen Personen verstanden zu werden und Erwartung von anderen übermäßig bewundert zu werden. Joseph Smith hat sich zum Bürgermeister, Generalleutnant der Miliz, Prophet und König der Erde ernennen lassen. Dann prophezeite er noch den Umsturz der Nation in ein paar Jahren. Geht es noch extremer? Wenn jemand narzisstisch ist, dann wird er nicht begreifen, weshalb er seine eigene Zufriedenheit zugunsten von jemand anderem aufgeben sollte. Die Verhaltensforscherin Carmen McGuiness sagt, dass Narzissten tendenziell ein größeres Verlangen nach zwanglosem Sex und Sex ohne emotionale Verbundenheit haben. Andere Experten sind sich einig, Narzissmus und Fremdgehen gehören zusammen. In sofern passt die Vorstellung von Joseph Smith von seiner himmlischen Welt in seine narzisstische Denkweise perfekt.

Ma. St.
Ma. St.
2 Jahre her

…jetzt hat mich das Thema noch weiter beschäftigt.. Das Perfide daran ist ja, dass darin so eine toxische Form männlichen Machtstrebens enthalten ist. Das gibt es auch außerhalb mormonischer Theologie, aber hier wird es in einer Art und Weise als göttliches Prinzip propagiert, die man nur selten irgendwo findet. Die Männerbilder im Umfeld meiner Kindheit und Jugend, die ich so mitbekommen habe, waren dieser Stoßrichtung vorwiegend positiv gegenüber eingestellt – und das habe ich als Kind eher bewundert (aber auch damals gab es einen Teil in mir, dem das ganze ein Unbehagen bereitet hat). Die „weisen Patriarchen“, die offenbar tiefere Einblicke in den Zweck und die Organisation des Lebens hatten, und auch keinen Hehl daraus gemacht haben, dass sie sich erhoffen eines Tages so ein Gott zu sein. Dem liegt ja auch eine gewisse „Würde“ und Besonnenheit inne, die auf mich als Jugendlicher Eindruck gemacht hat. Allerdings habe ich auch die Schattenseiten davon in meiner Kindheit und Jugend erfahren, wenn die Kirche allem anderen vorgezogen wird, fragwürdige Erziehungsmethoden mit den Züchtigungsmaßnahmen im AT gerechtfertigt wurden, eine versteckte und manchmal unverhohlene Verachtung gegenüber starken Frauen, etc. Es dauerte bis zu meiner Mission, dass ich mich mit den Hintergründen dieser Gottesvorstellung detaillierter beschäftigte. Bis dahin hab ich mich durchaus von dem Allmachtsgedanken im Jenseits beflügeln lassen und hart gearbeitet und viel investiert. Aber als ich dann zum AP berufen wurde, war bei mir das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen. Ich konnte die geheuchelte Heiligkeit des Patriarchats nicht mehr ertragen und… Weiterlesen »