Elder Neil L. Andersen: „Wer die HLT-Kirche verlässt, kehrt Jesus den Rücken zu“

Kommentar von Guido Müller

Ich bin während der Konferenz kaum dazu gekommen, mich mit den gepredigten Botschaften zu beschäftigen. Eine Stelle, über die wohl am heissesten und am meisten diskutiert wurde, sind die 1-2 Min von Neil L. Andersen zu denen ich hier vorgespult habe:

Verkürzt: Menschen, die die Kirche verlassen und besonders diejenigen die das nicht in sozialmedialer Mucksmäuschenstille tun, werden von Elder Andersen mit den Jüngern gleichgesetzt, die Jesus verlassen haben.

Wäre es wirklich so viel furchtbarer, wenn er stattdessen folgendes gesagt hätte:

„Die Kirche verlassen heisst nicht für jeden Menschen, Jesus zu verlassen. Es gibt da draußen Menschen, für die unsere Interpretation von Jesus nicht passt. Sie lesen in den Schriften womöglich einen anderen Jesus. Da sollten wir als Nachfolger Christi, die an einem friedvollen Zusammenleben mit allen Menschen interessiert sind, anerkennen. Statt die in gemischt gläubigen HLT-Familien häufig vorhandenen rosa Elefanten im Raum als normal anzusehen, wäre es gut, wenn wir mit geliebten Menschen in offenen Dialog treten und herausfinden, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen. Und was wir voneinander lernen können. Besonders schlimm wäre es, wenn wir diese wunderbaren Menschen, die einen anderen Weg gehen, mit Judas vergleichen, denn der war ja gemäß dem biblischen Bericht einer der prominentesten Apostel, die nicht weiter Jesus folgten. Ich möchte alle Mitglieder dazu ermuntern, solche spaltenden und abwertenden Vergleiche zu unterlassen. Damit errichten wir völlig unnötige Stacheldrahtzäune, die eigentlich nur nötig wären, wenn wir uns primär von Angst leiten lassen. Wenn wir die Wahrheit besitzen, brauchen wir aber keinerlei Angst haben – schon gar nicht vor einem offenen Glaubensgespräch. Andersdenkende Menschen zu lieben heißt auch, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und immer offen zu bleiben für die Möglichkeit, dass sie in manchen divergierenden Punkten einen gesünderen Standpunkt vertreten könnten als wir selbst. Auf diese Weise helfen wir diesen wunderbaren Kindern Gottes, auch besser zu erkennen dass wir selbst nachhaltige und gesunde Standpunkte vertreten, die mit dem christlichen Leitgedanken der Nächstenliebe im Einklang stehen.“

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R.
R.
2 Jahre her

Natürlich finden wir so gut wie in allen Ansprachen etwas worüber wir lästern können, manchmal stehen uns sogar die Haare zu Berge, aber summasumarum ( mir gefällt das Wort einfach) also summasumarum können wir doch auch nicht leugnen dass sehr viel Ermutigendes, Aufbauendes und Christliches gepredigt wird. Am Sonntag Morgen hat meiner Meinung nach Pres. Nelson schöne Worte darüber gesprochen dass wir unter einander Frieden schliessen sollen.

Guido Müller
Guido Müller
2 Jahre her
Reply to  R.

Ich finde es ist nicht falsch, Predigten zu durchleuchten und von verschiedenen Seiten zu betrachten, nur geht oft das Positive etwas unter.

M. S.
M. S.
2 Jahre her

Rog. die Formulierung „lästern“ war sicher als „Negatives finden“ gemeint. Guidos Worte waren wirklich überhaupt nicht lästerhaft. Es gibt für mich eine Sache, die mir immer wieder in GK auffällt und die ich richtig schlimm finde. Eyring hat es in einer Ansprache sehr stark gemacht: „Wenn Ihr nicht die Gebote haltet, werdet Ihr verdammt werden“ oder im Tempel „…they will be in my power“. Panikmache oder Ängste schüren, halte ich für die übelste Taktik, um Menschen zum Guten zu bewegen! Es kann für viele tatsächlich gefährlich sein, weil es psychischen Druck verursacht. Ich finde das immer schon richtig arg und simply not good! Es gab Zeiten wo ich (ähnlich wie bei HP) Angst davor hatte den Namen „Satan“ in den Mund zu nehmen, weil ich befürchtet habe, ihn dann einzuladen. Und dann immer die Frage, ob ich nicht vielleicht doch auch zu denen gehören werde, die bestraft werden würden.

R.
R.
2 Jahre her
Reply to  M. S.

M.Sav. ja ich gebe zu, dass das Wort lästern nicht das richtige ist. Ich werde versuchen passendere Wörter zu finden. Mir ist wichtig, auch das Positive zu erwähnen. Sorry Guido und Miriam (mein Wortschatz ist etwas einfacher gestrickt bin nicht studiert, einfach glücklicher Handwerker)

Guido Müller
Guido Müller
2 Jahre her
Reply to  R.

M. Sav. und Rog. ich hatte mir witziger Weise genau mit diesem Posting vorgenommen, mir ein bisschen am Ton von Dr. Julie Hanks ein Beispiel zu nehmen, die statt negativen Fomulierungen häufig einfach positivere, gesündere Alternativ-Aussagen formuliert. Witzigerweise weist eine Frau dem männlichen Priestertum wieder den Weg….für mich bezeichnend .
Und an Rog.: ich glaube all die guten anderen Botschaften werden leider massiv unterminiert wenn in jeder dritten Ansprache ungesunde Angst basierte Statements auftauchen. Warum soll man dann nicht gleich woanders schauen wo es eben nicht einem kleinen geistigen Minenfeld gleicht? Für mich ist Nelson nach seiner Europa Fireside und nach den vorigen Konfbotschaften sowieso erstmal irrelevant geworden….ich kann da nix mehr draus ziehen leider wenn er nicht auch mal zurück rudert…

Anonymus
Anonymus
2 Jahre her

Toller und sehr inspirierender Beitrag. Aktuell läuft im Fernsehen die SRF DOK Reportage „Radikale Christen“; eine Gemeinschaft, die sich demselben Mechanismus bedient. Typischerweise sind es immer toxische Gemeinschaften, die es nötig haben zu argumentieren wie Neil L. Andersen. Leider macht er nichts anderes, als die offizielle HLT-Doktrin zu proklamieren. Ich hoffe, viele Menschen lesen Deinen Beitrag, er ist wertvoller, als so vieles, dass angeblich direkt von Gott kommt.

Petra Dickamore
Petra Dickamore
1 Jahr her

https://youtu.be/nKAGTJIPTyQ
Elder Holland talked about suicide. What could the lds church do to lower the suicide rate? The lds church has a 100 billion dollar rainy day fund.