Umgang mit Kindesmissbrauch bei den Mormonen (HLT) im deutschsprachigen Raum

Guido Müller

Es hört nicht mehr auf…

…da mir im Kirchenkontext mittlerweile sehr glaubhaft und teils auch mit nervenaufreibenden Schreiben der Betroffenen von acht Kindesmissbrauchsfällen allein in Süddeutschland berichtet wurde…und einem weiteren echt super unglücklichen Fall aus der höflich-verschwiegenen Schweiz…und ungefähren Hinweisen auf zahlreiche weitere Fälle wenn man den gesamten deutschsprachigen Raum einschließt…

Gemeindehaus Stuttgart, Bildquelle: weilimdorf.de

Ein paar Gedanken

1. Nein, bei allem Willen den „Glauben“ eines Menschen zu respektieren: ein Krankensegen ist kein probates Mittel, um jemanden von einer pädophilen Neigung zu „heilen“.

2. Wenn man nach dem Geben eines Krankensegens meint man könne einen Pädophilen wieder mit Jugendlichen und Kindern in Kirchenaufgaben und Aktivitäten zusammenzubringen – ohne auf offizielle Stellen, professionellen Rat zu hören – ist das maximal fahrlässig.

3. Vergebung ist eine tolle Sache, aber wenn Du durch Vergebung wiederum neue Kinder und Jugendliche in Gefahr bringst, dann wendest Du sie falsch an. Du bringst unschuldige, wehrlose Menschen in eine Gefahr, die ihr ganzes weiteres Leben zerstörerisch beeinflussen kann!

4. In einer Kirche die in den USA eine „Helpline“ für Missbrauchsopfer eingerichtet hat, die nach Angaben involvierter Anwälte in die Zuständigkeit der Risk Management Abteilung der Kirche fiel/fällt, kannst Du nicht wirklich auf die Mechanismen der Organisation vertrauen, um Kinder zu schützen, egal wo Du auf dem Globus lebst. Dieser Kirche geht es primär um finanzielle Schadensbegrenzung und nicht um den Schutz der Kinder/Opfer…davon habe ich ein Zeugnis…sogar die „Jede Faser“-Variante!

5. In den Kircheneinheiten wo kein polizeiliches Führungszeugnis notwendig ist, um mit Minderjährigen zusammen zu arbeiten, bleibt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tag ein Pädophilen-Paradies.

6. Solange es weiterhin keine Pflicht ist, dass Eltern ihre Kinder zu Bischofsinterviews begleiten und solange sexuelle Fragen / Keuschheitsfragen Teil dieser Interviews bleiben, bleibt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ein Pädophilen-Paradies.

7. Verbohrte, religiös induzierte Fahrlässigkeit zerstört Leben.


Wie viele muss es noch treffen?


Fehlt in der Liste etwas?

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S.L.
S.L.
1 Jahr her

Wenn ich so was lese, was ich bereits weiß, wird mir kotzübel. Und sowas ist Kirche. Es ist leider egal welche. Ich mag das Konstrukt Kirche nicht. Es gibt zu viele Grauzonen und Schlupflöcher für Missbrauch und Co. Meiner Meinung gibt es Regeln, Richtlinien oder wie auch immer man es nennen mag, an der falschen Stelle. Man macht sich Gedanken um die Kleidung z.B., aber schert sich nicht um Kindeswohl oder Gleichstellung/Gleichberechtigung der Frauen. Die Behandlung von queeren (mich eingeschlossen) Menschen, erwähne ich hier gar nicht erst ausführlich!

H.S.
H.S.
1 Jahr her
Reply to  S.L.

S.L.: Wenn bei einer Sexualmoral die Selbstbestimmungsrechte nicht an erster Stelle stehen, sondern Scharm vor Gott, dann stimmen nicht nur die Verhältnisse nicht, sondern es wird ein Schutzraum für Verbrecher geschaffen. Damit haben sich verschiedene Kirchen Probleme geschaffen – inklusive der Mormonen.

E. U.
E. U.
1 Jahr her

Dann bring doch bitte mal Vorschläge wie man das verhindern kann! Es ist leicht auf andere zu schimpfen und die Schuld zu zuschieben. Wer ist denn die Kirche? Die Kirche sind die Mitglieder in allen Bereichen und Facetten. Die Mitglieder sind Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen. Es lässt sich nicht kontrollieren, egal wie schlimm das, was da passiert auch immer sein mag. Aber will man wie bei der Stasi jeden beobachtet oder auf Schritt und Tritt kontrollieren? Was bitte ist dein konstruktiver Vorschlag?

D.V.
D.V.
1 Jahr her
Reply to  E. U.

E.U.: du hast natürlich Recht, dass Verbesserungsvorschläge wichtig sind. Das dauert manchmal etwas, insbesondere wenn die Empörung so groß ist. Institutionen inkl. Kirchen haben in ihrer uns bekannten Form das Problem der Über- und Unterordnung schon im System selbst. Es werden Machtstrukturen geschaffen, die schädlich sind. Auch wenn es gut gemeint ist. Somit ist es nicht nur das Problem von einzelnen Führern, die Fehler machen, sondern es ist ein Problem der Kirche, die den Tätern überhaupt erst institutionell erlaubt, in diese Rolle zu schlüpfen. Kirche ist somit mehr als die Summe der Mitglieder. Organisationskultur, Hierarchie etc.: Das alles macht viele Menschen erst zu dem was sie werden/sind. Hätte Kirche nicht die Macht, Menschen zu ändern/beeinflussen, könnte sie sich ja selbst auch abschaffen. Mein Vorschlag würde vorsehen, alle Machtstrukturen zu streichen. Es sollte niemand der Meinung sein, er könne dem anderen im Namen Gottes etwas sagen. Das ist die Aufgabe von Gott und dem Einzelnen das zu klären. Aber Macht ist für viele zu verlockend. Wenn man Strukturen zulässt, die Missbrauch ermöglichen, muss man auch offen dazu stehen, wenn es passiert und auch die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn dann ein führender Apostel (Eyring) behauptet, jede einzelne Berufung käme von Gott und ist niemals falsch, dann ist das ein Schlag ins Gesicht für jene, die zum Beispiel von ihrem Junge Männer Leiter missbraucht wurden. In meiner Gemeinde erlebt. Selbst hab ich es erst später erfahren, was passiert ist. Es wurde nicht aufgearbeitet und geschaut, ob womöglich mehr betroffen waren. Opfer trauen sich… Weiterlesen »

D.B.
D.B.
1 Jahr her

Die Hotline sagt, man solle es nicht der Polizei melden. Die Hotline geht zu einer Law Firm. Schlimm das Ganze. Durch Naechstenliebe alleine werden Kinder und Jugendliche nicht geschuetzt.

L.M.
L.M.
1 Jahr her

Ihr müsstet lesen was die erste Präsidentschaft gesagt hat. Es gab einen großen Wirbel, weil Kirchenmitglieder Aussagen von Ihnen gefälscht haben. Wer sich an Kindern vergreift, gehört bestraft, denn es ist eine Form von Mord, der an der Seele eines Menschen begangen wird und heilt fast nie. Das Leben dieser Menschen ist zerstört und oft das Leben der betroffenen Familien mit. Die Empörung der ersten Präsidentschaft über viele Mitglieder ist groß, weil sie den Opfern nicht genug helfen, den Familien verbieten über die Angelegenheit zu sprechen und so weiter. Es gibt unter den Mitgliedern oft mehr Verständnis für die Täter als den Opfern und das haben sie jetzt angeprangert. Es muss so wie so, wenn ein Fall bekannt wird, zur Polizei gegangen und Anzeige erstattet werden. Außerdem sollte in den Gemeinden offen darüber gesprochen werden, damit Kinder und Jugendliche keine Angst haben müssen zu sagen was ihnen angetan wurde.

Anonym
Anonym
1 Jahr her

Aus einem Artikel zum Thema: „Ein 61-Jähriger aus dem Kreis Calw ist wegen Kindesmissbrauchs in mehr als 200 Fällen angeklagt. Seit Mitte der 1990er Jahre soll ein Familienvater aus Altensteig (Kreis Calw) zehn Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 16 Jahren mehrfach sexuell missbraucht haben. Der Kontakt zu den Kindern soll über seine Glaubensgemeinschaft, sein ehrenamtliches Engagement bei den Pfadfindern sowie über seine sieben Kinder zustande gekommen sein. Überwiegend Jungen soll er vor allem bei sich zu Hause, aber auch auf Zeltlagern und Ausflügen durch Anfassen und Handverkehr missbraucht haben. Beim Prozessauftakt am Tübinger Landgericht gab der 61-Jährige alle Taten zu. „Ich würde es gern ungeschehen machen“, sagte er und erklärte, dass es durch „spielerisches Raufen und Kitzeln“ zu den Berührungen gekommen sei. Bewusst ausgenutzt habe er die Situation nie, so der Angeklagte. Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen habe er falsch interpretiert; deren Suche nach Nähe missverstanden und ausgenutzt. Darunter waren Pflegekinder, welche die Familie aufgenommen hatte. „Es war ein Doppelleben“, sagt der Mann: das Leben in der Großfamilie und in der Glaubensgemeinschaft auf der einen Seite, und die zahlreichen Übergriffe auf die Kinder auf der anderen. Wegen Kindesmissbrauchs saß der Deutsche in Rumänien im Gefängnis. Dort hatte er einen 12-jährigen Jungen, der auf der Straße um Geld bettelte, mehrmals für Oralverkehr in einem Hotelzimmer bezahlt. 2016 wurde er wegen guter Führung und guter Prognose nach zwei Jahren und acht Monaten statt nach viereinhalb Jahren entlassen. Durch eine Anfrage der rumänischen Staatsanwaltschaft bei den hiesigen Kollegen sind… Weiterlesen »

F.L.
F.L.
1 Jahr her
Reply to  Anonym

Noch erschreckender sind die Dunkelziffern. Und gleichzeitig lernten die Ärmsten von ihren Tätern „I am a Child of God“ singen.
Genauso schlimm wie die Täter sind diejenigen Mitglieder, die solche Vorkommnisse in der Kirche ableugnen oder für gar nicht möglich halten. Ohne diese „Gehilfen“ wären viele Missbräuche gar nie passiert.
In dieser Kirche trafen Pädophile krass günstige Voraussetzungen für das Ausleben ihrer Krankheit an. Heutzutage beurteile ich das diesbezügliche von der Kirche neu eingeleitete Risikomanagement als gut. Der beste Schutz wäre natürlich, wenn man die Kinder von kirchlichen Organisationen fern hält. Denn die (potenziellen) Täter sind immer noch mitten unter uns.

Anonym
Anonym
1 Jahr her
Reply to  F.L.

F.L.: Du sagst:“Heutzutage beurteile ich das diesbezuegliche von der Kirche neu eingeleitete Risikomanagement als gut“. Was fuer ein Risikomanagement von der Kirche gibt es? Die Fenster in den Tueren? Es gibt keine Background checks fuer Berufungen mit Kindern und Jugendlichen. Der Bischof beruft via power of discernment wer JD oder JM Leiter wird. Ein Fenster in der Tuere wird einen Pädophilen leider nicht stoppen, denke ich.