Community-Beitrag von Sam
Heute Morgen an diesem Sonntag, kurz nach dem Aufstehen, bin ich mit meinem Sohn (1 ½ Jahre) mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren und wir haben dort ein leckeres Frühstück und eine schöne Zeit genossen. Warum war es denn so schön? Was veranlasste mich überhaupt dazu dies mit meinem Sohn zu unternehmen?
Eines vorab: Mein Grundgedanke war nicht so etwa in der Art von: ,,Haha, jetzt rebelliere ich aber mal aber sowas von gegen Gott und die Kirche, in der ich aufgewachsen bin und zeige beiden den Stinkefinger und, um den ganzen die Krone aufzusetzen, trinke ich noch einen EISTEE, MUAHAHAHAHA!!! Niemand schreibt mir vor, wie ich mir mein Wochenende zu gestalten habe! (Kaffee schmeckt mir nicht, wobei ich sagen muss, dass schwarzer Kaffe ungesüßt mir geholfen hat, ein über dekadenlanges Magen-/Darmleiden in den Griff zu bekommen (ohne Witz!) Macht mich zwar nicht immun gegen Erkrankungen des Magen-Darmtraktes wie ihr gleich lesen werdet, aber das Leiden, das ich hatte, seit ich ca. 13 Jahre alt war, ist durch diese fiese Teufelsbohne zum größten Teil verschwunden (sry für den Zynismus, der hier durch schimmert.) Ich schweife ab. Wo war ich? Ach ja.
Der Grundgedanke war folgender:
Meine Frau ist gesundheitlich noch leicht angeschlagen. (Deshalb bleibt sie heute zu Hause und geht nicht in die Kirche.) Wir hatten seit Ende Januar mit dem Noro-Virus, der Grippe und einer Bronchitis im praktischen Kombipaket zu kämpfen. Mein Sohn hatte den Noro-Virus, meine Frau die Grippe und Bronchitis und mein Körper sagte: ALLES her damit! Naja bei ihr dauert die Erholung dennoch am längsten.
Deshalb entschied ich mich, 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, nämlich meiner Frau eine ruhige Wohnung zu verschaffen so, dass sie richtig ausschlafen kann ohne Stör/Nebengeräusche und meinem Sohn eine Freude zu machen, indem wir mit der Bahn fahren (er lieeebt das). Und um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, dachte ich mir, gemütlich beim Bäcker zu frühstücken, hätte doch was. Die Fahrt mit der Stassenbahn war angenehm, schön leer, weil Sonntagmorgen halt, mein Sohn, der strahlt und lacht als säße er im Paradies und ich auch, der einfach dankbar ist, ihm so eine echte Freude machen zu können. (Eines wofür ich echt dankbar bin, seit ich Papa bin ist, dass ich die Welt durch den kleinen Racker ein wenig wieder, mit dem Erstaunen eines Kindes warnehmen kann und mich an einfachen Dingen, die für mich als Erwachsenen selbstverständlich sind, für ihn aber brandneu, erfreuen kann und/oder mit ihm freuen kann.)
Dann sitzen wir beim Bäcker/Kaffee mit unserem Frühstück. Ich sitze da und fühl mich einfach nur gut. Beginne zu entspannen, komme immer weiter innerlich zur Ruhe! Schaue mir das Ambiente an: „Schön eingerichtet“, denke ich mir. Die Musik, die im Hintergrund läuft gefällt mir, obwohl ich Pop-Musik meistens nicht mag. (Meinem Sohn gefällt die Musik anscheinend auch, er wippt zum Rhythmus vergnügt hin und her, auf und ab, während er einzelne Stücke seines Laugenbrötchens aufmümmelt.) Ich realisiere bei all dem: ,,Du machst hier grad‘ etwas was von dem du selbst denkst und fühlst, dass es dir gut tut.“ Und das tut es.
Während ich auf meinen Sohn achte, denke ich über die vergangene Woche nach, rekapituliere, evaluiere und geh im Kopf durch, was kommende Woche so ansteht – aber nur kurz, da ich den Moment zu schön finde, um zu planen oder mir Gedanken zu machen.
Die Lautstärke und die Personenzahl ist echt angenehm. Ich fang an ganz beiläufig die anderen Gäste zu beobachten. Drei Rentner, die sich angregt unterhalten, hin und wieder herzhaft lachen und generell sehr fröhlich und entspannt aussehen und – auch wenn ich es nur vermuten kann – an ihrem Stammtisch sitzen. Dann zwei Studenten, die – so lassen die Koffer erahnen – die Semesterferien genutzt haben um zu verreisen und jetzt wieder da sind, oder umgekehrt, ich weiß es nicht. Da es sehr ruhig ist, bekomme ich mit, dass sie über Technikprojekte reden und Ideen austauschen. Es dauert’n paar Momente bis ich realisiere, dass sie englisch reden. Anscheinend ist Englisch durch Youtube, Musik, Streamingdienste, Literatur usw. für mich zur zweiten Alltagssprache geworden. (Mein Junge schaut die beiden konzentriert und fragend an, für ihn ist das wahrscheinlich Kauderwelsch. Dann frühstückt er weiter.) Und dann der letzte Gast. Ein so wie es scheint Obdachloser, der sich von seinem Kleingeld einen heißen Kaffee gönnt und froh über die warme Bäckerei und die leicht gestiegenen Temperaturen zu sein scheint. Er sitzt uns ca. 8 Meter gegenüber und lächelt meinen Sohn an, der widerum nimmt es nach ner Weile zur Kenntnis und wippt weiter zur Musik. Ich lächle den Mann an und nicke ihm zu.
So sitze ich an einem Sonntagmorgen in der Innenstadt mit meinem Sohn in einer Bäckerei und lebe einfach und lass es mir gut gehen.
Als wir dann später auf dem Weg nach Hause sind, denke ich: „Das ist der erste Sonntagmorgen seit langer Zeit, den ich so genutzt habe, wie es mir was bringt und gut tut.“ Obwohl ich seit über einem Jahr nicht mehr die Versammlungen besucht habe, waren meine Sonntage bisher trotzdem noch ,,leer“. Im Vergleich immer noch besser für mich, als ich voll aktiv war, da waren die Sonntage für mich regelrecht „auszehrend“. Ich bin jedoch noch im Lernprozess, wie ich MEINE Zeit – vor allem jetzt auf den Sonntag bezogen – so nutze, dass ich mich gut fühle.
Was ich damit meine? Folgendes:
Es ist jetzt 14:35 Uhr und ich werde nachdem ich den Artikel hochgeladen habe, den Hausflur putzen und unten meine kleine Werkstatt langsam wieder auf Vordermann bringen, für wärme Tage eben. Dazu hab ich vor allem nach dem Morgen heute, die nötige Kraft und die Motivation.
Wie sah so etwas früher nach einem typischen Sonntag als Kirchenmitglied aus?
Ungefähr so: Um die selbe Uhrzeit wäre ich wahrscheinlich mit der Zubereitung des Mittagessens fertig, welches ich alsbald nach Betreten unserer Wohnung angefangen hätte. Da meiner Frau und unserem Kind der Magen geknurrt hätte und wir im Durchschnitt so zwischen 13:15Uhr und 13:45 Uhr zu Hause gewesen wären. (Aus der Stadt waren mein Sohn und ich jetzt kurz vor 12 Uhr zurück). In früheren Beiträgen von mir erwähnte ich, dass mich die sonntäglichen Versammlungen, eher viel mehr Kraft kosteten als sie mir gaben. Das hat natürlich durchaus was mit meinem Charakter zu tun. (Ich bin introvertiert und somit kosten mich allein schon soziale Interaktionen in größeren Gruppen eine enorme Kraft. Da brauche ich vor allem das Wochenende um mental wieder zu regenerieren, wobei ich sagen muss, dass ich z.B. auf meiner Arbeit entspannter bin /war als im Gemeindeleben. Das ist genug Material für einen eigenen Beitrag hier wert!) Aber vor allem hängt damit zusammen, dass für mich der Sonntag nur ein weiterer Tag voller Aufgaben und Verpflichtungen war und es nicht immer, aber wirklich oftmals der anstrengendste Tag meines Empfindens nach war. Und auch repetativ und mich somit auch eher wenig erfrischt hat.
Ich möchte nicht gegen ein aktives Kirchenleben hetzen. Oder den Glauben anderer an diese Kirche angreifen und/oder ins Lächerliche ziehen. Wenn’s dich glücklich macht und dir was gibt, dich erbaut etc., dann mach weiter so! Wenn du das Gefühl hast, dass dich das erfüllt und weiterbringt, sei so frei und gönn‘ dir das und lebe dein Leben! Aber verurteile nicht diejenigen, die es schaffen, das hinter sich zu lassen und sich auch ohne Kirche ein erfülltes Leben gestalten. Und ja oft scheint es so, dass wir ganzen Apostaten unseren Groll, unsere Enttäuschungen, unsere Wunden nicht so schnell abschütteln können, wie uns das auch lieber wäre. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es für uns besser wäre, wir würden unser Abgangszeugnis nehmen (Abschluss haben wir ja nicht geschafft ) und das Schulgelände verlassen. Aber die meisten Apostaten haben sehr viel Zeit und Energie und auch Vertrauen investiert und sind bitter enttäuscht und verraten worden. Hab Mitgefühl, so schwer es auch sein mag, und gib ihnen Zeit das zu verarbeiten auf welche Art auch immer. Nichts ist schlimmer als jemandem zu sagen, dass seine oder ihre verletzten persönliche Gefühle keine Rolle spielen!
Mein Sohn ist gerade von seinem Nickerchen aufgewacht und die ersten Worte zur Begrüßung zu seiner Mama waren: Papa, Bahn, Datt (Stadt), Bäcker
Einen geruhsamen und erbauenden Sonntag euch allen!
Es gibt nichts Schöneres, als mit den Kindern etwas zu unternehmen und mit ihnen Spaß zu haben, egal an welchem Wochentag. Bei mir sind es mittlerweile die Urenkel.
Wir waren heute mit Freunden und deren Kindern auf einer wunderschönen Wanderung. Es war fantastisches Wetter, in einer grandiosen Natur, wo wir über Stunden niemand anderen getroffen haben. Wir hatten tolle Gespräche, die Kinder haben gespielt und wir (Erwachsenen) drückten unsere Dankbarkeit für die Natur aus. Keine Kapelle kann uns besser unseren Reichtum, den uns die Natur schenkt, verdeutlichen. Ich will gar nicht darüber sprechen wie sehr mich einiges zum Schluß meiner Mitgliedschaft genervt hat, sondern viel wichtiger, was wir bekommen haben. Klar, nicht jeden Sonntag ist das Wetter so schön, aber viele Sonntage (immerhin das halbe Wochenende) können wir nutzen.
Bei uns ist es noch relativ kalt und bewölkt. Das war mit ein Grund, möglichst im Warmen zu sitzen und Geld für ein gutes Frühstück auszugeben.
Aber einfach Zeit mit meinem Kind verbringen zu können, auch wenn ich das gesamte Wochenende i.d.R nutze, um viel mit Frau und Kind zu unternehmen, ist der Samstag oft eng getaktet. Da ist ein entspannter Sonntag auch morgens in einer Stadt möglich und willkommen.
Ich lasse es auch lieber sein, was mich vor allem zum Ende meines aktiven Kirchenlebens genau Sonntags genervt hat.
Mit diesem Beitrag wollte ich endlich mal über etwas Positiveres schreiben.
Draußen in der Natur zu sein, kann wirklich die Batterien aufladen. Wenn ich mal Zeit habe, bin ich gerne in den Wäldern. Was mir am meisten gibt, ist es allerdings, wenn ich am Meer bin, was aufgrund der Entfernung zum selbigen leider nur einmal im Jahr möglich ist.
Um das Ganze jetzt auf einem Punkt zu bringen. Für mich gibt es so viele Dinge, die mir persönlich mehr bringen und mich glücklich machen. Und zwar abseits eines meines Empfindens sehr engen Narrativs, das mir beigebracht hat, wie ein erfülltes segenreiches Leben zu sein hat. Wenn’s für andere passt warum nicht, freut mich aufrichtig für diejenigen. Mir persönlich geht es halt nicht ab.
Klar das Wetter ist hier auch nicht immer so bombig. Dann gibt es auch Dinge wie Museum, Schwimmbad, Eissporthalle, Kletterhalle…. Brettspiel oder sonstiges. Wichtig ist es, das zu genießen und Zeit gemeinsam zu haben. Ja, ich habe keine Probleme mit den Kirchgängern, wenn sie glücklich sind. Allerdings fällt es mir schon schwer das zu sagen, wenn sie ihre Kinder mitschleifen und diese systematisch manipulieren. Und ich glaube viele gehen tatsächlich gerne in die Kirche, aber würden häufig auch gerne bei schönem Wetter mal etwas anderes machen …. das tut mir dann leid.