Ein Beitrag von Guido Müller
Hi liebe Leute, ich vermisse hier seit einiger Zeit bestimmte Argumente, die trotz allem FÜR die Kirche Jesu Christi HLT sprechen.
Selbst viele Ex-HLTs hier betonen regelmäßig die zahlreichen positiven Erfahrungen mit Mitgliedern, Gemeinschaft, etc. ….Ich kenne nicht so viele Organisationen, wo das der Fall ist.
Ich für meinen Fall kann sagen, dass es sich immer noch buchstäblich so anfühlt, eine Familie verloren zu haben. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich innerlich zerrissen und traurig über das Ganze. Menschen und Gemeinschaft, die bestimmte Werte leben wollen, das hat einen Zauber und Reiz, egal was „die da oben“ anstellen. Menschen haben einen göttlichen Kern – und sie sind der Grund, warum diese Kirche wertvolle Gemeinschaft bietet. Immer wieder hört man, dass das System ohne Fehler sei, und die Menschen vor Ort Mist bauen, ich persönlich sehe es auch ein wenig andersrum: Wir haben zahlreiche Menschen, die erstmal allesamt von Natur aus auf eine gewisse Weise „wunderbar und göttlich“ sind, in einem System, das zahlreiche Schwächen besitzt und oft dafür sorgt, dass gute Menschen anderen guten Menschen und sich selbst schaden.
Ich weiß, dass Burger King mir teilweise echten Schund verkauft, nun haben sie mir sogar noch die Scheibe Tomate auf meinem Big King XXL gestrichen und wollen dass ich dafür extra zahle. Aber dennoch gehe ich dahin, weil es gar nicht so viele Alternativen gibt. Ich habe mir mal die psychospirituelle Szene im deutschsprachigen Raum angeschaut…und in den letzten drei Jahren viel von Krafttierreisen, Lichtbegegnungen, Chakrenreinigungen, Selbstfindungsretreats, Witchtoks, Geile-Zeit-Seminar-Wochenenden, Auralesen, Reinkarnationstheorien, Life-Coachings, etc. etc. etc. gelesen, gehört und teilweise auch erlebt. Ich will niemandem etwas madig reden, aber ich finde da wird so unendlich viel Schindluder getrieben und da ist so unendlich viel Müll dabei. Zu Lasten der seriöseren Vertreter dieser Branche. Auch in meiner Traumaausbildung bei Verena König habe ich einige unangenehme Erfahrungen mit „Life-Coaches“ gemacht. Wenn ich mal die emotionale Exmo-Brille ablege und einen nüchternen Vergleich anstelle, ist die HLT-Kirche zwar auch in Teilen echt übel, aber gar nicht mal soooooo weit hinten im Feld dabei. Außerdem mag ich den Pragmatismus, das „Unkomplizierte“ und auch sogar ganz bewusst manchmal das aufgesetzt Freundliche an Amerikanern (shame on me), und in der Kirche gibt es halt diesen amerikanischen Einfluss.
Für mich haben auch die Freikirchen in meiner Erkundungsreise durch Deutschlands spirituelle Szene nicht so besonders gut abgeschnitten, teils waren die Ansichten noch viel heftiger oder mindestens genauso extrem, z.B. wenn es um das Thema LGBT ging. Und meine Mission hat mich auf MoTab und Klassik konditioniert…die Pop-Gottesdienste haben da keine Chance… *SCHERZCHEN*
Wenn man sich in der psychospirituellen Szene die politischen Ansichten anschaut, wirken die mormonischen „Aussetzer“ im Bereich Politik fast noch „gemäßigt“. Ja, die „da oben in Salt Lake“ haben ziemlich offensichtlich nicht so viel für LGBTs übrig und kämpfen gegen die Gleichstellung. Benson wollte allen HLTs verbieten, überhaupt Sozialhilfe vom Staat zu beziehen / diese komplett abschaffen und Hinckley hat unter Bush den zweiten Irak-Krieg in der GK mit dem Buch Mormon Schriftstellen legitimiert und insgesamt ist das, was man meistens sieht, ziemlich kapitalistisch und republikanisch-amerikanisch, aber innerhalb der psychospirituellen Szene musste ich mich fast noch viel heftiger für gewisse „gemäßigte“ Ansichten schämen, zum Beispiel wenn ich im Impfen nicht nur Pharma-Gier, sondern auch eine gewisse Sinnhaftigkeit gesehen habe. So nach dem Motto: Wenn du meine Verschwörungsansicht nicht teilst, ist bei dir eh Hopfen und Malz verloren.
Ja bei den Mormonen wird viel auf Äußerlichkeiten geschaut und viel geurteilt. Aber auf den Natur-orientierten „Retreats“, die ich seither gemacht habe, wurde ich von einem Seminarleiter als „Stadtmensch“ abgeurteilt, wegen meiner teils synthetischen Kleidung. Er sagte mir das direkt ins Gesicht und deutete an anderer Stelle an, dass er mich für nicht so weit spirituell entwickelt hielt.
Auch die narzisstischen Verhaltensmuster hat die Kirche selbstverständlich nicht exklusiv für sich gebucht. Das begegnet einem überall, mit dem feinen Unterschied dass bei den HLTs der Narzissmus von Gott legitimiert ist, und damit noch einen Grad heimtückischer bzw. toxischer ist. Wenn ich aber eine gute Gemeinschaft genieße, könnte ich auch damit leben…
Was denkst Du?
Das sind schwierige Fragen. Ich selbst bin nie Mormone gewesen. Ich habe über die Jahre den einen oder anderen Bereich Einblick gewonnen. Dann viele Jahre nicht. Über Kontakte zu Mormonen im Bereich Website-Erstellung habe ich dann angefangen, nochmal näher zu schauen. Das ist auch der Grund, warum ich bei dieser Gruppe beigetreten bin, nachdem ich sie gefunden hatte. Dass das Gemeindeleben bei Mormonen gut sein kann, zumindest wenn man ins übliche Raster passt, kann ich mir schon vorstellen. Ich fände aber den theologischen Packen, den man da mitschleppen müsste, ganz schon groß. (Joseph Smith, 3 levels of glory, Buch Mormon überhaupt, Buch Abraham etc. pp.. Ich denke, in dieser Runde brauche ich das gar nicht auszuführen.) Was mir aufgefallen ist, z.B. beim Mormon Stories Podcast, ist: von denen, die der HTL den Rücken kehren, schließen sich nur wenige einer anderen Kirche an. Das finde ich sehr schade. Der christliche Glaube an sich hängt ja nicht von Joseph Smith ab. Ich selbst bin evangelisch-lutherisch aufgewachsen und war dann einige Jahre bei den Jesus Freaks in Hamburg. Und seit über 25 Jahren bei den Siebenten-Tags-Adventisten, beigetregen dann vor etwa 23 Jahren. Auch bei uns gibt es Dinge, die ich mir anders wünschen würde. Die Musik im Gottesdienst z.B., theologisch gibt es auch das eine oder andere, was mir etwas quer liegt. Aber deutlich weniger als damals, als ich beigetreten bin. Aber es ist immerhin nichts dabei, was für mich ein KO-Kriterium wäre. Wenn ich mich frage, wie ich mich wohl verhalten würde,… Weiterlesen »
Lieber Guido! Ich bin den Weg ja andersrum gegangen: Yoga, Osho (damals noch Bhagwan, mit roten Klamotten und Mala ), Soto Zen (Taisen Deshimaru Roshi) , lange Tibetischer Buddhismus, Therapie Ausbildungen (Psychotherapie), Ausbildungen im Bereich Naturheilkunde (bin auch Heilpraktikerin), Schamanismus – da habe ich auch so Einiges erlebt. Ich weiß noch, wie erschüttert ich war, als Sogyal Rinpoche wegen langjährigem sexuellen Missbrauch von Schülerinnen angeklagt wurde. (Und das war nur der Anfang, da kam die Lawine erst ins Rollen….) Katholische Priester – ok, das ist ja lange bekannt und Thema – aber Lamas? Therapeuten, Ausbilder?? Ich hatte Glück und habe mich nicht in missbräuchliche Beziehungen begeben: ich bin Asperger Autistin und manch menschliches Verhalten ist mir rätselhaft (immer noch) und nicht jeder darf mich anfassen.
Meine Gemeinde ist für mich ein absoluter „Safe Space“ . Strukturiertes Zusammensein, klare Abläufe und die Hierarchien kommen einem Asperger Autisten sehr entgegen.Davon gibt es allein in unserer kleinen Gemeinde einige, ebenso in der Bremer Gemeinde. Unsere Kirche ist für neurodivergente Menschen scheinbar besonders anziehend.