Von Claudine Foudray

Viele Menschen, die in einer kontrollierenden Gruppierungen wie dem Mormonismus aufwachsen, werden zu „People Pleasern“ um zu vermeiden, dass sie von den Erwachsenen in ihrem Leben verurteilt, beschämt oder zurückgewiesen werden.
So zeigen sich Aspekte von People-Pleasing:
Ich zeige nur Teile von mir, von denen ich glaube, dass sie anderen gefallen werden.
Ich weiß oft nicht, was ich will.
Es fällt mir extrem schwer, nein zu sagen.
Ich vermeide es zu sagen, was ich denke, weil ich keinen Konflikt riskieren will.
Ich arbeite hart daran, die Erwartungen aller anderen zu erfüllen, damit ich sicherstellen kann, dass niemand jemals von mir enttäuscht wird.
Ich analysiere Dinge, die ich gesagt habe, übermäßig, weil ich immer besorgt bin, dass ich jemanden irgendwie beleidigt haben könnte.
Ich empfinde regelmäßig Groll gegenüber anderen, wenn sie nicht zu schätzen wissen, was ich opfere.
Ich bin schnell dabei, mich zu entschuldigen, auch wenn ich nichts falsch gemacht habe.
Es fällt mir schwer, Entscheidungen für mich selbst zu treffen, ohne andere zu fragen, was ich ihrer Meinung nach tun sollte.
Der Mormonismus hat dir möglicherweise die Illusion vermittelt, du könntest die Zustimmung anderer Leute zu dir kontrollieren.
Wenn du die „richtige“ Antwort gibst, bekommst du Zustimmung.
Wenn du dein Zeugnis gibst, bekommst du Zustimmung.
Wenn du ja zu einer Berufung sagst, bekommst du Anerkennung.
Jedes. Einzige. Mal.
Wenn Du dann die Kirche verlässt, könntest Du…
einen Entzug an „Anerkennung“ durchmachen
auf der Suche nach der „richtigen“ Antwort sein
denken, dass Du die Meinung anderer Leute hören musst, bevor Du eine Entscheidung für sich selbst treffen kannst
Das bedeutet nicht, dass mit Dir etwas nicht stimmt. Du warst sehr lange Zeit in einer „angepassten“ Umgebung! Außerhalb der Kirche gibt es viel mehr Unsicherheit. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Meinungen und Vorlieben.
Es ist in Ordnung, wenn deine Gedanken nicht die gleichen sind wie die anderer Menschen UND es ist in Ordnung, wenn du noch nicht herausgefunden hast, was du denkst. Du kannst eine Meinung „anprobieren“ und sehen, wie sie sich anfühlt. Wenn du merkst, dass du sie nicht magst, kannst du deine Meinung ändern.
Liebe Claudine, lieber Guido, liebe alle hier Deine Gedanken zum Thema People-Pleasing im Kontext von kontrollierenden Glaubensgemeinschaften sind interessant und regen zum Nachdenken an. Ich möchte auf Deine Überlegungen eingehen, insbesondere aus meiner persönlichen Erfahrung als aktives Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Der Wunsch nach Zustimmung und Anpassung:Du hast vollkommen recht, wenn Du beschreibst, dass die Sehnsucht nach Zustimmung und Anpassung in vielen Menschen tief verankert ist – besonders in Gemeinschaften, die auf klaren Glaubenssätzen und Regeln basieren. Das trifft nicht nur auf den „Mormonismus“ zu, sondern auf viele religiöse und gesellschaftliche Systeme. Ich kann bestätigen, dass innerhalb der Kirche Jesu Christi oft eine starke Betonung auf konformes Verhalten und normierte Glaubensdarstellungen gelegt wird. In meinen Jahren in der Kirche habe ich oft erlebt, dass viele Menschen sich bemühen, die „richtige“ Antwort zu geben oder das „richtige“ Gesicht zu zeigen. Das Schönwetter-Gesicht am Sonntag:Ich muss zugeben, dass mich dieser Aspekt des Gemeindelebens oft traurig und manchmal sogar wütend macht. Da ist dieses permanente People-Pleasing, das sich nicht nur auf den Glauben selbst, sondern auch auf das persönliche Verhalten erstreckt. Ehrlich gesagt vermisse ich die Offenheit und das Vertrauen, die wir als Gemeinschaft Jesu Christi eigentlich leben sollten. Ich habe selbst erlebt und erlebe es auch heute, wie schwer es ist, über persönliche Kämpfe und Zweifel offen zu sprechen. Für mich ist es nicht unmglich, da ich keine wirklichen Freunde habe, was vielleicht auch ein Zirkelschluss ist, weil ich nicht offen über alles spreche was mich… Weiterlesen »