Renate Reading aus Bern wurde geboren in eine schicksalsgeprüfte Familie, die nach eindrucksvoller Bekehrungsgeschichte bereits in der dritten Generation mit der Kirche verbunden war. So wuchs Renate als Mitglied der Kirche auf und wurde zu einer Mormonin, die sich mit ganzem Herzen einbrachte. Obwohl sie sich stets sehr bemühte, eine gute Heilige der Letzten Tage zu sein, hatte sie in ihren jungen Jahren noch mit diversen Schwierigkeiten und Widersprüchen zu kämpfen – jedoch immer, ohne den Glauben ihrer Kindheit grundsätzlich in Frage zu stellen. Ihre Vollzeitmission leistete sie in Irland ab und erlebte dort eine strukturelle Unterordnung den männlichen Kollegen gegenüber.
Später studierte sie an der BYU, heiratete dort ihren heutigen Mann Bill und gestaltete den Start ihrer beruflichen Karriere erfolgreich in den USA, bis sie und Bill dann in die Schweiz zurückkehrten, wo sich später ihre Sicht auf die Kirche grundlegend änderte. Die Geschichte von Renate ist an vielen Stellen schmerzhaft, aber spendet auch viel Hoffnung!
Danke, dass Du offen bist, um uns an Deiner Geschichte teilhaben zu lassen!
Du bist neben diesem Interview hier auch im Gespräch mit weiteren Medien, unter Anderem mit Mormon Stories und der Neuen Züricher Zeitung. Was hat Dich nach all den Jahren nun dazu bewegt, Deine Geschichte erzählen zu wollen?
Das ist eine gute Frage. Ich habe gemerkt, dass es mir hilft, wenn andere ihre Geschichte erzählen. Ich habe mir viele interessante und bewegende Geschichten angehört auf Mormon Stories und jede hat mir etwas anderes gegeben: manchmal Mut, manchmal Hoffnung, manchmal das Gefühl, nicht alleine zu sein, manchmal Trost. Irgendeinmal genügte es mir nicht mehr, einfach nur andern zuzuhören und von ihrem Mut und ihrer Offenheit zu profitieren. Ich wollte etwas zurückgeben! Besonders jetzt, wo es mir langsam besser geht, möchte ich andern Hoffnung machen, dass es Licht gibt am Ende des Tunnels. Wenn ich mich in die Arena stelle und meine Wahrheit sage, dann gibt das andern vielleicht den Mut dasselbe zu tun. Vor allem da ich eine ganz gewöhnliche Frau bin, einfach eine wie sie.