Emotionen interpretieren: Fünf hinterfragenswerte Botschaften die wir in der PV gelernt haben

Von Claudine Foudray

Kinder in der Primarvereinigung (Quelle: Presseseite der Kirche)

Von Popcorn auf Aprikosenbäumen singen! Stäbchen aus einem Glas aussuchen! Malen und Spielen! Das PV-Programm hat Generationen von Kindern sonntägliche Unterhaltung und Bildung geboten.

Leider lernen die Kinder inmitten von Spaß und Nützlichem auch Lektionen, die sie auf ihrem Weg zu emotional gesunden Erwachsenen behindern.

Direkt und indirekt wird HLT-Kindern ein fragwürdiges System zur Interpretation von Gefühlen beigebracht.

Was man in der PV über Gefühle lernt

Hier sind fünf Botschaften über Gefühle, die Kinder in der Kirche lernen:

  1. Emotionen kommen von außen: positive Gefühle kommen von Gott und negative Gefühle von Satan. 
    Diese Lehre hält uns davon ab, die volle Verantwortung für unsere Gefühle zu übernehmen, und führt dazu, dass wir negative Gefühle fürchten.

  2. Emotionen sagen uns, ob wir die richtigen oder falschen Entscheidungen treffen. 
    Der Glaube, dass Gefühle Entscheidungen leiten sollten, führt zu einer Menge Angst!

  3. Emotionen sind ein Zeichen für „rechtschaffenes“ oder „sündiges“ Verhalten. 
    Wenn wir glauben, dass rechtschaffenes Verhalten zu Glück und Sünde zu Elend führt, ist es leicht zu glauben, dass wir uns immer glücklich fühlen sollten und dass wir etwas falsch gemacht haben, wenn wir es nicht tun.

  4. Intensiven Gefühlen sollte man widerstehen. 
    Die Bandbreite der akzeptablen Emotionen im Mormonentum ist gering, weil das Ziel darin besteht, den Geist immer präsent zu haben – was aus wenigen (und nicht zu intensiven) positiven Gefühlen besteht. Wir lernen, Experten darin zu werden, unangenehmen Gefühlen zu widerstehen: ein Prozess, der zu Angst und verminderter Selbstwahrnehmung führt. Eine weitere Folge kann sein, dass man sich weniger lebendig fühlt.

  5. Emotionen sind der Beweis für jede Art von Wahrheit. 
    Diese falsche Vorstellung, die von fast jeder Religion gelehrt wird, scheint bei den Mormonen noch verstärkt zu werden, weil sie behaupten, Mitglieder der „einzig wahren Kirche“ zu sein. Wenn wir starke positive Gefühle mit der Wahrheit der Kirche verbinden, werden wir weniger geneigt sein, die grundlegenden Lehren der Kirche in Frage zu stellen. Was heilig ist, festigt sich in uns als Tatsache, weil wir es nicht mehr von Gott trennen können. Was wir uns nicht erlauben, in Frage zu stellen, hält uns von Veränderung ab, selbst solcher, die für uns gesund sein könnte.

Hinweis: Viele, die als Mormonen aufwachsen, haben keine Ahnung, dass Menschen anderer Glaubensrichtungen spirituelle Erfahrungen machen, die sie davon überzeugen, dass deren Glaube richtig und wahr ist. Hier ein Video, das zeigt, dass Mormonen kein Monopol auf den Wahrheitsbeweis haben, indem sie Gefühle als von Gott kommend interpretieren:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die mormonische Art, Gefühle zu interpretieren , weder gesund noch korrekt ist. Zu lernen, woher unsere Gefühle wirklich kommen, was sie bedeuten und wie wir die Verantwortung für sie übernehmen können, ist entscheidend für unsere emotionale Gesundheit.

Eine andere Sicht auf Gefühle

Emotionen (oder Gefühle) sind physiologische Schwingungen in unserem Körper, die durch unsere Gedanken erzeugt werden. Mit anderen Worten: Unsere Emotionen haben ihren Ursprung in unserem Gehirn, manifestieren sich aber in unserem Körper.

Alles, was wir tun, ist durch Gefühle motiviert. Wir wollen uns gut fühlen und vermeiden, uns schlecht zu fühlen.

Wenn wir uns in einer möglichen körperlichen Gefahr befinden, können Emotionen wie Angst und Wut uns helfen zu überleben.

Wenn wir nicht in körperlicher Gefahr sind, sind Emotionen Signale, die uns helfen, mit unseren Gedanken in Kontakt zu kommen. Wenn wir uns schlecht fühlen, liegt das an einem Gedanken. Wenn wir uns gut fühlen, liegt das an einem Gedanken.

Drei Arten von Gedanken

Gedanken sind der Prozess unseres Gehirns, der unseren Erfahrungen einen Sinn verleiht.

Wir sind uns unserer Gedanken vielleicht nicht immer bewusst; manche Gedanken kommen als Interpretationen, die so schnell passieren, dass wir sie gar nicht bemerken.

Wenn uns zum Beispiel jemand anschreit, mag es so aussehen, als ob wir sofort eine negative Emotion hätten. Wenn wir aber wissen, dass die Person, die uns anschreit, ein Schauspieler ist, der ein Drehbuch vorliest, würden wir ganz anders empfinden. Das liegt daran, dass wir anders interpretieren, was das Anschreien bedeutet, obwohl der Umstand, angeschrien zu werden, derselbe ist.

Eine andere Art von Gedanken, die Emotionen hervorrufen, entsteht als ungewollter Satz in unserem Gehirn. Da unser Gehirn gerne effizient ist, zieht es es vor, Gedanken zu denken, die den Gedanken, die wir in der Vergangenheit hatten, ähnlich sind.

Wenn wir zum Beispiel merken, dass wir wütend sind, wenn wir eine Veröffentlichung der Kirche lesen, kann das an einem Satz in unserem Gehirn liegen wie: „Die Kirche ist ein Unternehmen, das sich mehr um sein Image kümmert als um seine Mitglieder.“ Es ist dieser Gedanke (nicht der Artikel), der zu dem Gefühl der Wut führt.

Die dritte Art von Gedanken, die Emotionen erzeugen, ist ein bewusster Gedanke. Die Fähigkeit, bewusst zu denken, ist eine mächtige Fähigkeit, die wir alle erlernen können. Mit dieser Fähigkeit haben wir die Macht zu entscheiden, wie wir uns in einer bestimmten Situation fühlen wollen, und dann entscheiden wir uns bewusst dafür, Gedanken zu denken, die zu diesem Gefühl führen.

Ich spreche nicht davon, einer negativen Situation einfach positive Gedanken aufzudrücken. Ich spreche davon, absichtlich Gedanken zu finden, die wir glauben können und die uns auch zu den Emotionen führen, die uns am besten dienen.

Wenn wir uns zum Beispiel entscheiden, zur Verabschiedung eines Familienmitglieds als Missionar zu gehen, könnten wir vorher entscheiden, wie wir uns fühlen wollen, während wir dort sind. Dann könnten wir die Gedanken kreieren und üben, die zu diesen Gefühlen führen werden.

Es dauert ein wenig, bis man diese Fähigkeit beherrscht, aber sie funktioniert wirklich! Als Coach bringe ich meinen Klientinnen und Klienten diesen ermächtigenden Prozess bei. Ganz im Ernst. Lebensverändernd.

Dekonstruktion der mormonischen Überzeugungen über Gefühle

Wenn Du in der Kirche aufgewachsen bist oder viele Jahre in ihr verbracht hast, solltest Du Dir möglicherweise Zeit nehmen, um Deine Glaubenssätze und Überzeugungen bzgl. Emotionen zu überdenken. Überlege, wie Du mit Deinen negativen Gefühlen umgehst, und übe, sie zuzulassen, indem Du sie in Deinem Körper wahrnimmst. Versuche dann, auf Deine Gedanken zu achten.

Emotionen sind der Treibstoff, mit dem wir das Leben gestalten, das wir uns wünschen. Es lohnt sich, unsere Emotionen kennenzulernen und darauf zu hören, was sie uns über uns sagen .

Mit freundlicher Genehmigung übersetzt von https://postmormoncoaching.com/blog/emotions-5-faulty-messages/

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