Christen

Klagelied eines Gläubigen im Exil

Von: Bischof John Shelby Spong (Aus dem Vorwort von „Jesus for the Non-Religious“)
Übersetzung: Guido Müller

Ach, Jesus, wo bist du hin? Wann haben wir dich verloren?

War es, als wir uns so sicher waren, dass wir dich besitzen, dass wir Juden verfolgten, Zweifler exkommunizierten, Ketzer verbrannten und Gewalt und Krieg anwandten, um Bekehrung zu erzwingen?

War es, als unsere Vorstellungen aus dem ersten Jahrhundert, mit wachsendem Wissen kollidierten? Oder als Bibelgelehrte uns darüber informierten, dass die Bibel nicht wirklich das stützt, was wir einst glaubten?

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„Mein Leben lang…“

von Guido Müller

Freiheit des Christenmenschen

Mein Leben lang wurde mir beigebracht, für ein „Kirchenteam“ zu kämpfen……aber was ich wirklich wollte, war mich als Teil von Gottes Team zu sehen.

Mein Leben lang wurde mir beigebracht, dass Gottes Team ein bestimmtes Kirchenteam sei…..heute bin ich überzeugt, dass Gott vielfältiger, weitläufiger und größer denkt.

Mein Leben lang wurde mir beigebracht zu missionieren….aber was ich wirklich wollte war Dialog über das Wohlergehen und die großen Fragen der Seele.

Mein Leben lang wurde mir beigebracht, andere Menschen zu belehren….aber was mein Herz noch mehr verlangte war, meinem Gegenüber zuzuhören und mindestens genau so viel zu lernen.

Mein Leben lang habe ich miterlebt, wie „Klubmitglieder“ ihre „Klubbosse“ verteidigten, sogar wenn diese sich persönlicher Attacken, Gemeinheiten, Unterdrückung, Missbrauch und Unrecht schuldig machten….aber was ich mir wirklich wünschte war, für Opfer, Schwache und Benachteiligte auf allen Seiten einzustehen und diese zu verteidigen.

Mein Leben lang habe ich beigebracht bekommen zu „wissen“….aber was sich meine Seele wirklich wünschte war zu „hoffen“ und „spüren“.

Mein Leben lang wurde mir beigebracht dass ich die volle Entscheidungsfreiheit habe, mich für das zu entscheiden wovon andere wüssten für mich richtig sei, und sonst soziale Ächtung und furchtbare Konsequenzen zu erleiden….heute spüre ich, dass das keine echte Entscheidungsfreiheit ist.

Mein Leben lang wurde mir beigebracht, „im Boot zu bleiben“ und die Reise in „Sicherheit“ fortzusetzen, bis mir auffiel dass das Boot auf Land stand….in einigen Metern Entfernung zum Wasser.

Mein Leben lang wurde vermittelt, dass wenn mir eine Belehrung „langweilig“ oder „repetitiv“ vorkam, ich die falsche Einstellung hätte….was ich mir aber wirklich wünschte, war ein Austausch mit Menschen, deren Gedanken mich fesseln und mir neue Perspektiven bringen, und die genau so „hungrig“ sind wie ich.

Mein Leben lang habe ich gelernt, „bis ans Ende auszuharren“….aber was ich mir wirklich wünschte, war, eine Sache so voller Begeisterung zu machen, dass sie mich um fünf Uhr morgens aus dem Bett treiben würde.

Mein Leben lang habe ich gelernt, dass ich einer der Glücklichen sei, die die „Wahrheit“ kennen und bereits gefunden haben….während mein Herz sich wirklich danach sehnte, immer weiter auf der Suche zu bleiben.