Archiv für den Monat: März 2024

Die Wahrheit macht frei: Meine Jahre bei den Mormonen und der lange und schmerzvolle Ausstieg

Ein Beitrag von Siegfried Herrmann

Siegfried Hermann erzählt seine Geschichte

Wenn ich heute über meine Mitgliedschaft bei den Mormonen nachdenke, erfüllt mich dies mit Unverständnis und Betroffenheit. Ich frage mich, wie ich diese Organisation über so lange Zeit zum Mittelpunkt meines Lebens machen konnte. Heute, nachdem ich im Zug
meiner Nachforschungen dutzende von Büchern und tausende von Seiten gelesen und auch die unerfreulichen Aspekte dort erlebt habe, halte ich diese Organisation nicht nur für unehrlich und unchristlich, sondern für durchweg korrupt und betrügerisch. Ich bereue, dass ich so viel Zeit und Energie in diese Organisation gesteckt habe. Und ja, es reut mich auch das viele Geld, das ich gespendet habe. Erklären kann ich mir das nur mit einer gewissen Blindheit, die dort verordnet wird und die man sich in gewissem Maß auch selbst verordnet. Wer in so einem System aufwächst und erzogen wird, hat es besonders schwer, sich von dieser Blindheit frei zu machen. Alle Sekten machen abhängig, sie wollen und müssen dies um ihre Ziele zu erreichen, auch wenn sie, wie die Mormonenkirche, verbal die Entscheidungsfreiheit propagieren. Sie arbeiten über unser Unterbewusstsein: Schuld und Angst sind ihre wichtigsten Mittel um Gehorsam und Abhängigkeit zu erreichen. Eine Programmierung, von der sich ein Mitglied mit zunehmender Dauer immer schwerer lösen kann.

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„Probleme mit dem Jesaja-Text des Buches Mormon warfen schwerwiegende Fragen für mich auf“

Community-Beitrag von Siegfried Herrmann

Bildquelle: Pressefoto der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Spitzname: Mormonen)

Vor 20 Jahren bin ich aus der Mormonenkirche ausgetreten. Ich möchte hier mit euch teilen, mit welcher Frage alles bei mir angefangen hat:

Ich stieß auf ein Problem, das die Authentizität des Buches Mormon in Frage stellt

Im Laufe meines Germanistik-Studiums lernte ich irgendwann, wie Texte vor der Erfindung des Buchdruckes handschriftlich überliefert wurden, welche Fehler dabei auftraten und wie man nach den Methoden der heutigen Textkritik die ursprünglichen Texte zu rekonstruieren versucht. Als ich diese Erkenntnisse auf den Jesaja-Text im Buch Mormon anwandte, stieß ich zum ersten Mal durch eigene Nachforschungen auf ein Problem, das die Authentizität des Buches Mormon in Frage stellt. Obwohl das in der Kürze nicht ganz leicht zu erklären ist, versuche ich es hier dennoch: Generell ist bei handgeschriebenen Texten – was alle Texte bis ins 15. Jhd. waren – eine Kopie dem Original umso ähnlicher, je älter sie ist. Je mehr Abschriften von Abschriften, desto mehr Fehler treten auf – verständlicherweise.
Nun lebte Jesaja ca. 700 v. Chr., unsere älteste Kopie dieses Buches stammte für lange Zeit aus dem 10. Jhd. n. Chr. Da Lehi Jerusalem 600 v. Chr. verlies, musste sein Jesaja-Text auf dem Messingplatten der orginalgetreueste sein, vermutlich hat damals das Original sogar noch existiert. Das könnte erklären, wie die vielen Veränderungen im Jesaja des BM gegenüber der Bibel zustande kamen: der Text wurde in über eineinhalb Jahrtausenden so stark abgeändert, dass vieles einen völlig anderen Sinn erhielt. Soweit so gut.
Die Sache wird aber problematisch, wenn man nun die Schriftrollen vom Toten Meer in Betracht zieht. Die nämlich enthielten eine vollständige Jesaja-Rolle – datiert auf das 1. Jhd. v. Chr. Nach allen Regeln der Textüberlieferung müsste dieser Text vom Toten Meer am meisten mit dem Text des BM übereinstimmen. Tut er aber nicht – ganz im Gegenteil. Von den vielen Änderungen im BM gegenüber der Bibel enthält der Jesaja-Text vom Qumran nicht eine einzige! Dagegen stimmen Bibel-Jesaja und Tote-Meer-Jesaja zu 99,9 Prozent überein. Und was das Ganze noch problematischer macht: An einigen wenigen Stellen konnte der Text der Bibel durch die Jesaja-Rolle vom Toten Meer verbessert werden – eben Überlieferungsfehler. Diese Fehler wiederum sind im BM alle vorhanden – ausnahmslos.

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Die Apostel der HLT-Kirche und die Jünger Jesu

Kommentar von Guido Müller

Links: Die „Apostel“ der HLT Kirche (Offizielles Pressebild)
Rechts: Die Jünger von Jesus (Gemälde des Nordisk Bibelmuseum)

Letztens verglich ich einfach mal ein Foto von den Aposteln der HLT-Kirche (Mormonen) mit einem Gemälde der frühen Apostel Jesu. Ein paar deutliche Kontraste in den beiden Bildern wurden auffällig.

Rechts die Jünger sitzen in einfachsten Verhältnissen auf Steinen und auf dem Boden im Schatten eines Olivenbaums. Jegliche äußere Form von Status scheint überhaupt keine Rolle zu spielen – im Gegenteil. Man bekommt außerdem das Gefühl: Unterschiede dürfen sein. Einfache Männer vereint in einer spirituellen und teils aktivistischen Mission, die durchaus nicht ungefährlich für sie war und für einige tödlich endete wie man weiß.

Links die Herren sitzen sehr bequem auf vermutlich teuren Stühlen….mit Samt gepolstert. In einem pompösen Raum mit teurem Teppich, Marmorwänden und beeindruckenden Säulen, sie tragen formales Business Attire und keiner von ihnen darf Bart noch längere Haare haben. Gefühlt ist die einzige erlaubte Individualität eine von 10 Anzugfarben und die Farbe der Krawatte. Sie treten mit der Aussenwelt fast als inspirierende Führungsmannschaft eines Konzerns auf. Niemand ist in ernsthafter Gefahr weil niemand gegen bestehende Machtverhältnisse aufbegehrt. Eher weiß man sich diese Machtverhältnisse zu Nutze zu machen und vermehrt die eigene Finanzkraft, womit man selbst Macht und Einfluss aufbaut. Großer externer Macht fügt man sich, auch weil man Privilegien, finanzielle Vorteile und rechtlichen Status verlieren könnte.

Meine Gedanken zu HLT-Führern und ihren Erfolgsaussichten

Immer diese gestriegelten, glatten Business-Apostel, die auch Pressesprecher hätten werden können…weil sie kirchenpolitisch so unheimlich korrekt sein müssen, damit sie ja nicht einen Rüffel bekommen! In der Kirche fehlt es am erfrischenden Mut….und auch an fortschrittlichen neuen Ideen! Es fehlen auch die Ecken und Kanten…der offene Diskurs….der offene Widerspruch und dessen Würdigung! Ein kulthaftes Festklammern an den Autoritäten und vermeintlich konsistenten Lehren der Vergangenheit ist zu beobachten und soll wohl das Erfolgsrezept sein…

Ja, ich glaube man will irgendwie vermitteln, dass man eine völlig konsistente Lehre über die vielen Jahrzehnte hatte. Das ist aber total absurd, wenn man genauer hinblickt: Von Polygamie, Übersetzungsclaims, Zehnten, Erster Vision, dem Schwarzen-Priestertum, der Blutsühne, Endowment-Strafen bis hin zur Dreieinigkeitslehre (BM) etc. etc. hat sich SEHR viel geändert! Die Kursänderungen kamen durchaus als risikobewusstes, ziemlich verkopftes Menschengewurstel zustande – von reiner Offenbarung vom Himmel war da jedoch nicht viel zu spüren. Oft erfolgten entscheidende Änderung durch Druck von außen, vermutlich auch finanziellen Druck.

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