Mentale Gesundheit

Religiöses Trauma: Was Dir in der Kirche niemand sagt

Von Claudine Foudray

Du hast den Begriff „religiöses Trauma“ vielleicht noch nie gehört, aber vielleicht hast Du es erlebt. Oder kennst jemanden, der es erlebt hat. Ich bin durch meinen ältesten Sohn zum ersten Mal mit religiösem Trauma in Berührung gekommen.

In seiner Jugend hatte er sich darauf gefreut, auf eine Mission zu gehen. Als er das Missionsalter erreichte und nicht mehr in die Kirche gehen wollte, war ich verwirrt.

Als ich erfuhr, dass er 20 Stunden am Tag schlief, wusste ich, dass etwas wirklich nicht stimmte. Er war ein junger Mann, der weit weg von zu Hause lebte, aber er hatte nicht genug Energie, um für sich selbst zu sorgen. In meiner Verzweiflung, herauszufinden, was los war, bat ich ihn, wieder bei seinem Vater und mir einzuziehen, damit wir ihn versorgen konnten.

Er wollte nicht über die Kirche reden

Es dauerte Monate, bis er körperlich und seelisch stabil war; während dieser Zeit verstummte er jedes Mal, wenn ich die Kirche erwähnte. Er hatte Schmerzen, und ich wusste, dass es nicht daran lag, dass er Buße tun musste. Ich hatte lange genug gelebt, um emotionale Traumata zu erkennen. Ich konnte es in seinem Gesicht sehen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was passiert war.

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Emotionen interpretieren: Fünf hinterfragenswerte Botschaften die wir in der PV gelernt haben

Von Claudine Foudray

Kinder in der Primarvereinigung (Quelle: Presseseite der Kirche)

Von Popcorn auf Aprikosenbäumen singen! Stäbchen aus einem Glas aussuchen! Malen und Spielen! Das PV-Programm hat Generationen von Kindern sonntägliche Unterhaltung und Bildung geboten.

Leider lernen die Kinder inmitten von Spaß und Nützlichem auch Lektionen, die sie auf ihrem Weg zu emotional gesunden Erwachsenen behindern.

Direkt und indirekt wird HLT-Kindern ein fragwürdiges System zur Interpretation von Gefühlen beigebracht.

Was man in der PV über Gefühle lernt

Hier sind fünf Botschaften über Gefühle, die Kinder in der Kirche lernen:

  1. Emotionen kommen von außen: positive Gefühle kommen von Gott und negative Gefühle von Satan. 
    Diese Lehre hält uns davon ab, die volle Verantwortung für unsere Gefühle zu übernehmen, und führt dazu, dass wir negative Gefühle fürchten.

  2. Emotionen sagen uns, ob wir die richtigen oder falschen Entscheidungen treffen. 
    Der Glaube, dass Gefühle Entscheidungen leiten sollten, führt zu einer Menge Angst!

  3. Emotionen sind ein Zeichen für „rechtschaffenes“ oder „sündiges“ Verhalten. 
    Wenn wir glauben, dass rechtschaffenes Verhalten zu Glück und Sünde zu Elend führt, ist es leicht zu glauben, dass wir uns immer glücklich fühlen sollten und dass wir etwas falsch gemacht haben, wenn wir es nicht tun.

  4. Intensiven Gefühlen sollte man widerstehen. 
    Die Bandbreite der akzeptablen Emotionen im Mormonentum ist gering, weil das Ziel darin besteht, den Geist immer präsent zu haben – was aus wenigen (und nicht zu intensiven) positiven Gefühlen besteht. Wir lernen, Experten darin zu werden, unangenehmen Gefühlen zu widerstehen: ein Prozess, der zu Angst und verminderter Selbstwahrnehmung führt. Eine weitere Folge kann sein, dass man sich weniger lebendig fühlt.

  5. Emotionen sind der Beweis für jede Art von Wahrheit. 
    Diese falsche Vorstellung, die von fast jeder Religion gelehrt wird, scheint bei den Mormonen noch verstärkt zu werden, weil sie behaupten, Mitglieder der „einzig wahren Kirche“ zu sein. Wenn wir starke positive Gefühle mit der Wahrheit der Kirche verbinden, werden wir weniger geneigt sein, die grundlegenden Lehren der Kirche in Frage zu stellen. Was heilig ist, festigt sich in uns als Tatsache, weil wir es nicht mehr von Gott trennen können. Was wir uns nicht erlauben, in Frage zu stellen, hält uns von Veränderung ab, selbst solcher, die für uns gesund sein könnte.
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