Nächstenliebe

„Vielleicht ist meine Vorstellung in vielen Dingen dann einfach nicht kirchenkompatibel und ich erwarte zuviel“

Ein Erfahrungsbericht von Gwen

Bildquelle: tinybuddha.com

Jahrelang habe ich geglaubt, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Jahrelang habe ich mich gefragt, ob ich es bin, die etwas falsch macht. Seit drei Jahren „darf“ ich mir das Prädikat „Witwe“ and die Brust heften, nichts was man gerne will, aber das Leben hat es so entschieden. Ich habe nie ein Geheimnis darum gemacht, warum das so ist. Ich war von 2017 bis 2020 relativ inaktiv in der Kirche. Denn 2017 erlitt mein Partner ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Eine Hirnblutung, die ihm fast das Leben gekostet hätte und die ihn, nach Klinik und Reha, pflegebedürftig zurück ließ. Auch wenn er körperlich wieder relativ hergestellt wurde, so blieb doch eine kognitive Einschränkung, die es schwierig machte ihn auch nur wenige Stunden allein zu lassen. Eine „aktive Teilnahme“ am Kirchenleben war so nicht möglich. Seine Betreuung hat mich, aller Professionalität zum Trotz, an meine psychischen Grenzen gebracht. 2019 kam dann der Suizid und ich bin kollabiert.

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Joachim Heng: Meine Spirituelle Reise – Auf der Suche nach Glaube, Gott und Gemeinschaft

Live-Gespräch mit Joachim Heng

KAPITEL

0:00 Einleitung
2:27 Bekehrung & Besuch der Gemeinde Gelsenkirchen
7:20 Missionsentscheidung & Hoffnung, Homosexualität loszuwerden
18:00 Rückkehr von Mission & Beginn einer tiefen Krise
24:10 Gemeinde als Familie & Wunsch, mit männl. Partner in Gemeinde zu gehen
30:00 Aufbau eines Freundeskreises mit Schwulencafé
34:00 Brief an den Bischof mit Bitte um Ausschluss & Therapie
39:40 Reaktion des Vaters & der Familie
53:00 Besuch der früheren Gemeinde mit Partner
57:00 Auseinandersetzung mit dem Judentum & weiteren Gruppen
1:06:00 Auseinandersetzung mit Buddhismus
1:16:00 Fragen & Kommentare der Zuhörer

HINTERGRUND

Joachim Heng ist evangelisch aufgewachsen. In seiner Jugend kam er mit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) in Kontakt und lernte diese Gemeinschaft in Gelsenkirchen kennen. Er wird in diesem Live-Gespräch sehr offen sowohl über die zahlreichen und stark wiegenden positiven Seiten als auch über ungesunden Seiten seiner Erfahrung mit der Kirche sprechen, aber auch insgesamt wie seine spirituelle Reise sowohl davor als auch danach verlief.

Als junger Erwachsener ging Joachim für die Mormonenkirche nach England auf Vollzeitmission und hatte dabei das Versprechen eines Kirchenführers im Kopf, an das er sich folgendermaßen erinnert:
„Wenn Du ehrenhaft eine Mission erfüllst, wird Dir Deine größte Versuchung oder Herausforderung genommen werden.“

Für Joachim war diese größte „Herausforderung“ seine Homosexualität, von der er gelernt hatte, dass sie falsch oder sündhaft sei, fast so schlimm wie Mord. Er verstand die damaligen Lehren von Führern der Kirche so, dass Homosexualität selbst ohne sie sexuell auszuleben bereits ein Grund sei, um aus der Glaubensgemeinschaft exkommuniziert zu werden.

Seine Mission in England war eine geistig intensive Zeit, doch danach geriet in einen tiefen Zwiespalt, als er feststellte, dass seine Homosexualität nicht von ihm genommen worden war. Er liebte und brauchte weiterhin die geistige Gemeinschaft, die er in seiner Gemeinde fand und diente weiterhin ehrenamtlich, unter anderem als regionaler Führungssekretär und als Ratgeber in der Gemeindeleitung.

Der innere Druck und die Zerissenheit wuchs immer weiter, bis Joachim sich irgendwann entschied, offen mit dieser Situation umzugehen, dem Bischof einen Brief zu schreiben mit dem Geständnis seiner sexuellen Identität und einem Austrittsgesuch einzureichen. Er wies gleichzeitig darauf hin, dass er sich bis dahin immer an die Regeln der Kirche gehalten habe. Seine lokalen Führer empfohlen ihm, eine Therapie aufzusuchen, um die Homosexualität los zu werden.

Wie diese Geschichte weiterging und Joachims spirituelle Reise ihn hinführte, erfährt man im Video

Was sie hätten sagen können | John Bonner

Weil es mich TIEF BEWEGT hat, habe ich den kurzen Artikel „What they could have said“ von John Bonner übersetzt. Diesen hat er angesichts der kürzlichen Rücknahme der LGBT-Richtlinienänderung durch die Erste Präsidentschaft der Kirche verfasst.
An John: Thanks for being willing to share – you really touched my heart and brought me close to tears…! I hope my translation will do your words honor!

Vor dreieinhalb Jahren haben wir eine Richtlinie umgesetzt, welche die LGBTQ-Mitglieder unserer Glaubensgemeinschaft und deren Kinder betraf. In unserem Handbuch der Anweisungen für örtliche Führer haben wir erklärt, dass gleichgeschlechtliche Paare als „Abgefallene“ zu betrachten sind. Historisch gesehen wurde Glaubensabfall als „Feindschaft gegenüber Gott“ definiert. In der modernen Kirche wurde der Glaubensabfall definiert als „direkter, öffentlicher und wiederholter Widerstand gegen die Kirche und ihre Führer“.

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Generalkonferenz-Reaktionen: Offener Brief von John Bonner an Elder Oaks

Folgender Brief wurde von John Bonner an Elder Oaks verfasst – in Reaktion auf seine Generalkonferenz-Ansprache am 6. Oktober 2018. Mit seiner Zustimmung wird der bewegende Brief, der unter Anderem das Schicksal des homosexuellen Enkels von Elder Oaks andeutet, hier in einer deutschen Fassung dargeboten.

 

Lieber Elder Oaks,

Ich habe heute Morgen Ihre Rede zur Generalkonferenz gesehen. Sie sagten: „Aus unserer Sicht sind die höchsten Schätze auf der Erde und im Himmel unsere Kinder und unsere Nachkommenschaft.“ Das ließ mich an die Erfahrungen denken, die ich mit Ihren Kindern und Enkeln in der vergangenen Woche gemacht habe.

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