Archiv für den Monat: Februar 2023

„JESUS: Machen diese fünf Buchstaben uns manchmal blind?“

Kommentar von Guido Müller

Könnte es sein, dass „JESUS“ wie ein Becher ist, in den sich alles Erdenkliche füllen lässt? Wenn das so ist, sollten wir vielleicht genauer reinschauen, bevor wir davon trinken?

Mir begegnet die letzten Jahre immer wieder, dass alle Probleme und strittigen Fragen in der HLT-Kirche mit fünf Buchstaben weggezaubert werden sollen: „JESUS“:

„Wir wollen die Leute mit Zahlendruck bekehren? Wie bitte?
Nein, wir wollen sie doch nur zu JESUS bringen.“

„Es gibt bei uns ungesunden Druck, Autoritäten Folge zu leisten?
Nein, wie kommst Du denn darauf? Jeglicher Druck, wenn es ihn überhaupt gibt, ist darauf ausgerichtet, dass Du JESUS folgst.“

„Die Inhalte der Generalkonferenz sind keinesfalls zu sehr auf die Organisation und auf Gehorsam gegenüber Autoritäten bezogen, es wird ja immer mehrheitlich über JESUS gesprochen.“

„Die LGBT-Exklusionsrichtlinie soll problematisch sein? Nein, sie stammt direkt von JESUS – das war eine Offenbarung.“
(Nelson an der BYU…kurze Zeit später wurde die Richtlinie wieder zurück genommen)

„Mormonen, hast Du das wirklich grad gesagt?
Das ist ein Sieg für den Satan, denn wir heißen in Wirklichkeit Kirche JESU Christi der Heiligen der Letzten Tage.“

„Die Gottesdienste haben problematische Inhalte und Zeugnisversammlungen sind wie eine indoktrinierende Echokammer, in der man sich mitunter selbst und anderen falsche Gewissheiten vorspielt? Nein, wir reden doch immer nur über JESUS.“


….so, ich glaube das reicht fürs erste…


Liebe HLTs,

vielleicht wäre es an der Zeit, dass wir uns alle mal der Möglichkeit öffnen, ob nicht JESUS bereits in langen Zeiten der Menschheitsgeschichte ein Becher war, in den leider manchmal recht beliebig alles Mögliche reingefüllt wurde:

  • Kreuzzüge im Namen von JESUS
  • Hexenverbrennungen im Namen von JESUS
  • Folterungen im Namen von JESUS
  • Ablassbriefe im Namen von JESUS
  • etc.etc.etc.

Ja, im Namen von JESUS tun gute Menschen auch viele gute Taten, das stimmt. Aber das tun extrem viele Menschen auch ohne da JESUS drin sehen zu müssen.

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„Wir glauben nur sehr schwer an das, was uns nicht passt“

Community-Beitrag von Frank

Warum glauben eigentlich die meisten aktiven Mitglieder immer noch an die Wahrheit der Kirche?

Ich denke dabei nicht an die, die sich noch nie mit der Kirchenhistorie befasst haben. Die Frage richtet sich eigentlich mehr an die normalen vernünftigen Mitglieder, mit einem gewissen Intellekt, die schon Kontakt hatten, mit dem einen oder anderen seltsamen Thema aus der Kirchengeschichte. Den Großteil der aktiven Mitglieder meiner Gemeinde würde ich diesem Personenkreis zuordnen.

Ein Leben ohne Kirche ist nach jahrelanger Mitgliedschaft für die meisten Aktiven nur schwer vorstellbar, erst recht wenn auch Familie und Freunde in der Kirche voll dabei sind. Und alles klingt doch auf den ersten Blick so sinnvoll: Bündnispfad mit ewiger Ehe, Plan der Erlösung bis zum ultimativen Aufstieg zur mächtigen Gottheit – das ist doch sehr verlockend. Wer möchte an diesem Weltbild nicht gerne festhalten?

Auf dieses Weltbild trafen in den letzten Jahren zahlreiche neue unliebsame Erkenntnisse. Man könnte meinen, dass diese Erkenntnisse die Mitglieder in Strömen aus der Kirche treiben. Dem ist aber in diesem Ausmaß nicht so und das liegt an unserem Gehirn.

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„Ich fühlte mich viel zu oft genau so – wie ein großer Vogel, der unübersehbar zu bunt und exotisch für das Uniforme war“

Community-Beitrag von Gwen

Heute bin ich über diese Meme gestolpert – okay im original stand Baptist und ich hab es ein wenig editiert:

Natürlich habe ich mich oft gefragt, wie ich überhaupt dazu kommen konnte, dass ich mich den Mormonen angeschlossen habe und vor allem, warum ich so lange trotz Zweifeln geblieben bin. Und das wird bestimmt lang, also schnappt euch einen Kaffee oder so. 😉

Ich war damals gerade 19 Jahre jung, hatte mein Abitur in der Tasche und mein Weg, wie es weiter gehen sollte, war eigentlich schon fix. Im Herbst sollte ich mein theologisches Studium, mit dem Ziel Pastorin zu werden, in Erzhausen beginnen. Das wollte ich seit ich 8 Jahre alt war. Dafür habe ich in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, mich in meiner Freizeit mit Theologie beschäftigt und meine Energie voll und ganz in dieses Ziel investiert.

Und ich war so überzeugt davon, dass dies auch genau das ist, was Gott für mich wollte.

Trotzdem war ich ziemlich genau heute vor 22 Jahren zum ersten Mal in einer Abendmahlsversammlung der HLT. Trotzdem habe ich mich nicht einmal drei Wochen später taufen lassen, um ein Mitglied dieser Kirche zu werden. Bevor ich mich zum ersten Mal mit den Missionaren traf, hatte ich das Buch Mormon schon gelesen und wusste um die Begebenheiten um Joseph Smith und die Entstehung der Kirche, zumindest soweit es durch die offline Lektüre weichgespült wurde. Ich war das, was man einen „Golden“ nennt.

Wie konnte das passieren?

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