„Mir wurde klar, dass es nicht die einzig wahre Kirche und der einzig wahre Weg zu Gott zurück sein kann, sondern eher eine von vielen Optionen ist“

Community-Beitrag von Melissa Petty

Ich bin die Melissa Petty, aufgewachsen in der Kirche aufgewachsen (2. Generation) und habe die meiste Zeit in der Gemeinde Augsburg verbracht.

Mit 21 Jahren ging ich auf Mission zum Tempelplatz, heiratete recht schnell danach meinen Ehemann, Anthon Petty, und zog zu ihm in die USA.

Wir beide haben an der BYU studiert, und sind zwischen Provo, Las Vegas und Washington D.C. herumgezogen, bevor es dann für uns ins Ausland ging.

Durch mein Studium und meine Zeit im Ausland lernte ich die Welt mit anderen Augen zu sehen, andere Kulturen, Religionen und Weltansichten zu schätzen.

Ich hatte mich seitdem immer wieder gefragt, wie es sein kann, dass nur unser Weg der einzig wahre ist, wenn es so viele verschiedene Wege gibt, sich Gott nahe zu fühlen.

Warum gibt es so viele Kulturen, Religionen, Denkweisen, wenn es doch nur eine wahre Kirche geben soll?

In den letzten neun Jahren hatte die Möglichkeit, die Kirche in Saudi Arabien, Aserbaidschan und in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu erleben, was ich sehr interessant fand.

Als wir in Abu Dhabi lebten, bekam unsere Gemeinde, die direkt gegenüber eines riesigen Arbeitercamps gebaut wurde, großen Zufluss von afrikanischen Arbeitern.

Die Brüder trugen oftmals ihre traditionelle, bunte, auffällige Kleidung zum Gottesdienst, was ich echt cool fand. Wenn ich sie anschaute, musste ich aber immer denken, wie langweilig unsere Kirche für sie sein muss. Ich möchte jetzt nicht zu arg verallgemeinern, aber von dem, was ich so in Dokumentationen gesehen hatte, kamen mir die Gottesdienste in sämtlichen afrikanischen Kirchen immer sehr lebendig vor – Musik, Singen, Tanzen, leidenschaftliche Reden, großes gemeinsames Essen danach,…

Von da an kam immer wieder dieser Gedanke, dass es nicht sein kann, dass es nur diesen einzigen Weg zu Gott geben kann. Menschen wurden doch so unterschiedlich geschaffen!

Vor ca. einem halben Jahr habe ich die Netflix Doku „Keep sweet, pray and obey“ angeschaut, wonach mein Recherchieren angefangen hatte.

Ich bin dann auf Lehren gestoßen, von denen ich noch nie gehört hatte. Dazu gehörten die Lehren, dass es schlimme Sünden sind, wenn man Schwangerschaft zum Beispiel durch die Pille verhindert und wenn man Oralverkehr mit seinem Partner hat. Auch musste ein Paar sich zuerst mit dem Bischof besprechen, bevor sie sich sterilisieren ließen. Ich fand, dass das einfach zu sehr in den privaten Bereich ging.

Dann gab es auch mal Lehren, dass nur verheiratete Pärchen in die oberste Herrlichkeit kommen und Singles deren Diener werden. So ein Schlag ins Gesicht für Singles in der Kirche, die es sowieso schon so schwer haben.

Dann gab es auch die Offenbarung über die Hoffmann Briefe, die von der Kirche („nach viel Fasten und Beten“) als echt verkündet wurden.

Auch die super rassistischen Lehren einiger Propheten machten mich stutzig („Wenn man jemanden mit dunkler Haut heiratet, tötet Gott einen sofort,“ oder: „Wenn ein weißes Pärchen Indianer adoptiert, wird die Haut des Indianerkindes heller.“)

Das alles hatte sich dann summiert, so dass ich anfing, nicht mehr zu glauben, dass unsere Propheten besonders von Gott inspiriert sind.

Vor einigen Monaten hatten wir dann Besuch von meiner Schwester und ihrem Mann. Ich hatte mitbekommen, dass sie aus der Kirche ausgetreten waren und nutzte die Gelegenheit, mal ein bisschen mit meinem Schwager darüber zu reden. Er erwähnte dann den CES Letter.

Ich habe den Brief bis heute nicht gelesen, aber ich fing an, einige Themen in der Kirchengeschichte zu recherchieren, die mein Schwager erwähnt hatte: Joseph Smith und wie die Polygamie wirklich ablief, die vielen geschichtlichen Unstimmigkeiten im Buch Mormon, Joseph Smiths jahrelanger Betrug mit Schatzsucherei. Und da ging ich dann durch die Phasen, durch die viele Ex-Mitglieder gehen, die sich mit der Kirchengeschichte auseinandersetzen.

Je mehr ich las, desto schockierter wurde ich.

Nachdem ich also, wie viele andere, wochenlang viele Stunden damit verbracht hatte, mehr über die Kirchengeschichte zu lernen, wurde mir klar, dass es nicht die einzig wahre Kirche und der einzig wahre Weg zu Gott zurück sein kann, sondern eher eine von vielen Optionen ist.

So nahm das dann alles seinen Lauf.

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D.V.
D.V.
1 Jahr her

Wie wurde das in eurer Beziehung Thema?

Melissa
Melissa
1 Jahr her
Reply to  D.V.

Gute Frage. Mein Mann ist schon seit Jahren nicht so wirklich mehr an Religion interessiert, und hat mir das dann nach ein paar Jahren auch gesagt. Er ist aber trotzdem immer mitgekommen, weil es ja doch nett ist, zusammen als Familie zu gehen und man ja schon das ein oder andere für sich aus den Versammlungen mitnehmen kann. Ich fand das alles in Ordnung und empfand das gar nicht als so schlimm, weil er ja trotzdem der gleiche Mensch ist und das jetzt nicht wirklich einen Unterschied in unserer Ehe gemacht hatte. Ich hatte mir nur gedacht, wenn man an Religion nicht so interessiert ist, kann man das ja nicht erzwingen. Für mich war das kein Problem.

Siegfried Herrmann
Siegfried Herrmann
8 Monate her

Für mich ist es heute unmöglich zu denken, dass die Mormonenkirche einer der Wege zu Gott ist. Das kann für mich nicht stimmen.
Ich glaube, dass Menschen aller möglichen Kirchen oder Glaubensrichtungen letztendlich bei Gott sein werden. Aber eine Organisation, deren Gründer nachweislich ein Lügner und Betrüger war und sich an keinerlei Werte – schon gar nicht christliche – hielt, zählt da nicht zu. Jesus hat vor solchen falschen Propheten eindringlich gewarnt. Sicher nicht umsonst.