Ein sicherer Ort für Kinder?

Kommentar von Guido Müller

Letztens sah ich einen Video-Bericht in den Nachrichten, wo von Russland entführte ukrainische Kinder aus Mariupol zur Schau gestellt wurden. Das geschah in einer extrem gestellt wirkenden Szene, vor einer jubelnden Menschenmasse, die (wie berichtet) mit druckvollen Methoden und eigenen Bussen in ein Stadion bewegt wurden. Diese Kinder und Jugendliche – so der Skript – bedanken sich bei dem russischen Militär für die Fürsorge und „Befreiung“. Sie umarmen ein paar Militärführer… Hier für Hartgesottene zum Nachlesen und Anschauen: https://www.fr.de/…/ukraine-kinder-verschleppt…

Es wirkte extrem beklemmend auf mich. Wie tief kann man fallen?…ist wohl eine Frage die sich kaum jemand mehr stellt, weil sie in Bezug auf Putins Methoden täglich aufs neue gestellt werden muss…

Nun ja, ich dachte mir die Tage es wäre vielleicht unangemessen das in Bezug zu stellen zu diesem offiziellen PV-Video (siehe unten) mit der PV-Präsidentin und President Nelson, auf das ich schon vor langer Zeit aufmerksam wurde. Hatte ich das verdrängt, weil es zu viel Trauma in mir hervorrief?

Bis ich das Video grad nochmal angesehen habe. Diese Art, Kinder zu beeinflussen, ruft in mir Würgereize hervor. Habe mir drei Antworten der Kinder antun können (ca. 1 1/2 Minuten reichten….) ….dann ging nichts mehr.

MEINE GEDANKEN
In diesem Video dürfen wir Fear-Indokrination ersten Grades an Kindern miterleben, und man schafft es, dass die Kinder darin selbst zu Akteuren werden. „Ohne Prophet wissen wir nicht mehr was wir tun sollen“, wiederholt ein Junge brav die Lehre, die ihnen eingetrichtert wurde, gefolgt von einem ausgesprochen deutlichen Lob der PV Präsidentin „Das ist so wahr!“ In der nächsten Antwort, nachdem alle Kinder gemeinsam ein für mein deutsches Empfinden Fremdscham-induzierendes JA äussern, berichtet ein Mädchen von ihrer Angst, dass man ohne Prophet – Gott bewahre – von der Kirche abfallen könnte und aufhören könnte, in den Schriften zu lesen. Wer kann es den armen Kindern vergelten, die wohl nie eine abweichende Gefühlslage darüber kennenlernen durften, geschweige denn darin ermutigt wurden, zu eigenen auch abweichenden Gefühlen und Gedanken stehen zu dürfen.

Leider musste ich aufgrund von fortdauernder innerer Zerissenheit dieser Tage mir selbst eingestehen, dass ich sehr ähnliche Glaubenssätze als Kind rezitieren durfte…und diese Inhalte und Art der Beeinflussung immer noch nicht ganz aus dem eigenen System entfernen konnte. Die Gespräche mit Dan Inda, Astrid und David die ich die letzten Tage auf meiner kleinen „Reise zu mir selbst“ haben durfte, waren aber schonmal ein guter Anfang, eine erneute innere Entgiftung zu starten. Sie haben mich aufmerksam gemacht, dass die Beeinflussung von Kindern ein wichtiger Bereich ist, wo ich in meiner Verarbeitung dessen was mir widerfahren ist, noch mehr Bewusstsein entwickeln darf.

KLEINER REMINDER, VIELLEICHT NOCHMAL IM EIGENEN SCHRIFTENWERK ZU SCHAUEN (LUB 121)
37 … wenn wir auch nur mit dem geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt oder Herrschaft oder Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben wollen – siehe, dann ziehen sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er sich zurückgezogen hat, dann Amen zum Priestertum oder der Vollmacht jenes Mannes.
41 Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe.

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F.K.
F.K.
1 Jahr her

Was da im Video gesagt wird, ist so weit weg vom Evangelium, wie es nur geht. Ich könnte jetzt eine Tonne Zitate für pro und kontra liefern, aber das wäre zuviel des Guten. Eine Aussage von Joseph Smith jedoch setze ich hier rein: „…. Er (Joseph Smith) bezog das auf den gegenwärtigen Zustand der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und sagte, wenn sich die Leute vom Herrn abwenden, müssen sie fallen; sie verließen sich alle auf den Propheten, darum seien sie in ihrem Verstand verdunkelt, und zwar deshalb, weil sie das, was ihnen selbst obliegt, vernachlässigen … “ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 241; deutsche Ausgabe 1983)
Wenn man dem Propheten ohne weiters folgt, kann es passieren, das sich der Verstand verdunkelt, und zwar deshalb, weil man nicht tut, was einem obliegt, nämlich selbst zu denken und zu hinterfragen, ob des Gesagte auch wirklich richtig ist. Das Ziel ist die Mündigkeit, die Eigenständigkeit … und nicht die geistige Abjängigkeit von einem Menschen, der sagt, er spreche anstelle von Gott. Das wäre eigentlich vermessen. Joseph Smith und viele andere haben gesagt, dass ein Prophet nur dann ein Prophet ist, wenn er sagt: „so spricht der Herr“. Das wird auf keiner GK gesagt, also fällt alles in den zweiten Teil seiner Aussage, dass es dann nur der Mensch spricht und nicht Gott. Im oberigen Zitat von JS sagt er, dass wenn man sich von Gott abwendet und nur dem Propheten folgt, man schon verloren hat.

F.L.
F.L.
1 Jahr her
Reply to  F.K.

Für Aussenstehende wirkt das natürlich creepy, evangeliumsfern und gruselig.
Interessant bleibt jedoch, dass Mitglieder das nicht so sehen. Was wurde nur mit ihnen angestellt?

H.S.
H.S.
1 Jahr her

Gruselig! Ich möchte dazu sagen, dass ich bereits auf Mission systematische Hirnwäsche als Methode erkannt und in vertraulichen Rahmen angesprochen habe. Die Erkenntnis wuchs natürlich, weil es so offensichtlich praktiziert wird und sich wie ein roter Faden durch die Kirchenkultur zieht. Es war einer der Gründe dafür, dass wir an dem Tag, an dem bekannt wurde, dass wir Nachwuchs bekommen, die Kirche zu verlassen haben! Systematische Gehirnwäsche geht gar nicht (speziell bei Kindern) und ist durch nichts zu rechtfertigen. Es haben Ideologien notwendig, die argumentativ straucheln. Ich fand es sehr interessant, dass vielen meiner Freunde aus der Kirche das Prinzip der Hirnwäsche auch gesehen haben, aber es halt als kleineres Übel geschluckt haben. Wenn ich immer höre, dass es eigentlich gut ist – nein, der Zweck heiligt nicht die Mittel! Das hier ist nur ein Ausschnitt und ist überhaupt nicht überraschend! Nun ja, ich kann nochmal den letzten Besuch von Steven Hassan bei Mormon Stories nahelegen.

N.L.
N.L.
1 Jahr her

Das ist so mega creepy! Die Kinder wirken völlig indoktriniert und ferngesteuert. Die PV Präsidentin mit ihrem Make-up und Kostüm und dem steifen Lächeln macht mir auch irgendwie Angst. Bin ich froh, dass meine Kinder das nicht mehr durchmachen müssen!