Nahtod-Bericht von Bettie Eadie: Die Haltung Jesu Christi zur Vielfalt verschiedener Religionen und Weltanschauungen

Bettie J. Eadie ist vielen, die sich mit Nahtoderfahrungen beschäftigen ein Begriff, besonders durch ihr Buch „Licht am Ende des Lebens – Bericht einer außergewöhnlichen Nah-Todeserfahrung“ (Knaur 1994).

Obwohl ihre Mitgliedschaft in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bekannt ist, erscheint das Verhältnis zur Kirche von außen betrachtet gemischt:
Einerseits findet man in ihrem Erlebnisbericht viele Bestandteile der mormonischen Sicht auf das Jenseits, weswegen es von vielen sogar als Missionierungswerkzeug betrachtet und genutzt wurde. Auch sagt die englischsprachige Wikipedia, dass Bettie Eadie nach ihrer Nahtod-Erfahrung in ihrer Gemeinde in Seattle aktiv wurde, während sie vorher jahrelang inaktiv war.

Anderseits ist jedoch bekannt, dass ihre Bücher Jahre später von Deseret Book plötzlich entfernt wurden und sie damit bei den Mitgliedern an „church-approved“ Status und Glaubwürdigkeit verlor. Beobachter vermuten als Gründe für die Entfernung der Bücher bestimmte Aussagen darin, die der HLT-Lehre widersprechen bzw. den indirekten Autoritätskonflikt mit der Führungsriege aufgrund ihrer Popularität. Im Nahtod-Erfahrungsbericht scheint es aber auch, dass ein Aspekt der mormonischen Weltsicht in Frage gestellt wird: Sie begegnet Jesus Christus und stellt ihm u. A. die Frage nach der Notwendigkeit einer Vielzahl verschiedener Glaubensrichtungen:

„Ich wollte wissen, warum es auf der Welt so viele verschiedene Glaubensrichtungen gibt. Warum gab uns Gott nicht eine Kirche, eine reine Religion. Die Antwort kam unmittelbar. Jeder von uns, so erfuhr ich, befindet sich auf einer unterschiedlichen Ebene der spirituellen Entfaltung und des Verstehens. Für jeden passt daher jeweils eine ganz besondere Prägung der verschiedenen Ebenen spirituellen Wissens. Alle Religionen der Welt sind notwendig, denn stets gibt es Menschen, die deren jeweilige Lehren benötigen. Die Gläubigen einer bestimmten Religion mögen vielleicht kein umfassendes Verständnis für die >Frohe Botschaft Gottes< haben und, solange sie ihrer Religion angehören, vielleicht auch nie zu diesem Verständnis gelangen. Doch diese Religion dient als Grundstein für die Erlangung weiteren Wissens. Jede Glaubensrichtung erfüllt spirituelle Bedürfnisse, denen andere Kirchen womöglich nicht gerecht werden. Keine Kirche kann jedermanns Bedürfnisse auf allen Ebenen erfüllen. Wenn der einzelne zu einem weiterführenden Verständnis von Gott und seiner ewigen Evolution gelangt, ist er vielleicht nicht mehr mit der Lehre seiner bisherigen Kirche zufrieden und macht sich auf die Suche nach einer anderen Philosophie oder Religion, um die entstehende Lücke zu schließen. Wenn dies geschieht, hat er eine andere Ebene des Verstehens erreicht und sehnt sich nach mehr Wahrheit und Wissen und nach weiteren Wachstumschancen. Und mit jedem Schritt auf dem Weg werden ihm solche neuen Möglichkeiten zu lernen geboten.“

Licht am Ende des Lebens – Bericht einer außergewöhnlichen Nah-Todeserfahrung, Knaur 1994, Bettie J. Eadie

Frage:
Wie wertest Du für Dich Bettie Eadies Erlebnisbericht in Bezug auf die HLT-Kirche und ihre Lehre der „einzig wahren Religion“ – handelt es sich indirekt auch um ein Statement, dass keine Kirche für sich einen solchen Status erheben sollte?

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Iris Müller
Iris Müller
6 Jahre her

Das Buch hat mich sehr beeindruckt, ich habe es in diesen Tagen gelesen. Es würde mich sehr interessieren was Bettie Eadie noch geschrieben hat.
Ich sehe es als Verlust, dass die Kirche entschieden hat ihre Bücher zu entfernen.
Vieles deckt sich meiner Meinung nach mit der Kirchenlehre. Schade dass einige Uneinigkeiten dazu geführt haben, dass diese wunderbaren, lehrreichen Worte entfernt wurden.

Folkhard
Folkhard
6 Jahre her

Zum Thema > unterschiedliche Religionen < bin ich der selben Meinung wie Bettie, und belege diese Ansicht mit Apostelgeschichte 17:26,27. " 26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und !!!! >>> er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,
27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; !!! <<< und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. " Somit sagt Paulus, dass die vielen Religionen, die in bestimmten Regionen der Welt zu finden sind, diejenigen sind, in die Menschen hineingeboren werden und dort in ihren Traditionen und Glaubenssätzen leben. Dort sollen sie Gott suchen und zu finden versuchen. Wenn es dann dort nicht reicht, suchen sie Gott in anderen Religionen, Glaubenssätzen oder auf andere spirituelle Weise. Letztendlich geht es weniger um eine bestimmte Religionszugehörigkeit als um die Entwicklung des Menschen zu Gott hin.