Letztens sagte mir jemand aus dieser Community etwas, das sich unendlich ehrlich und authentisch für mich anfühlte… Zu seinem Hintergrund: Er ist ebenfalls aus der Kirche ausgetreten. Ich sehe ihn leider überhaupt nicht oft, aber immer wenn ich das tue, fühlt es sich wie mit einem vertrauten Freund und Bruder an…
Er sagte sinngemäß: „Von den früheren Kirchensonntagen vermisse ich vor allem eines: Diese wöchentliche Bestätigung, dieses Auf-die-Schulter-Klopfen: Das hast Du aber gut gemacht!“
Heute Morgen an diesem Sonntag, kurz nach dem Aufstehen, bin ich mit meinem Sohn (1 ½ Jahre) mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren und wir haben dort ein leckeres Frühstück und eine schöne Zeit genossen. Warum war es denn so schön? Was veranlasste mich überhaupt dazu dies mit meinem Sohn zu unternehmen?
In diesen Jahren habe ich gelernt, dass es Liebe ist, wenn man hinter jemandem steht, der sich grad zum Übergeben über die Toilettenbrille lehnt. Und dieser Person gut zuredet und wieder Mut macht.
Eigentlich habe ich gedacht, bei mir wäre mittlerweile „alles raus“ und ich will mich bei allen bedanken, die sich im Bad bei meinen kleinen Kotzanfällen hinter mir versammelt haben und diese „ertragen“ haben.
Heute muss ich jedoch noch einmal was ablassen liebe Leute. Wer das nicht so gut verträgt, bitte einfach nicht weiterlesen.
Habe jetzt jahrelang immer von den „netten Männern in Anzügen“ gesprochen, die durch ein druckvoll-autoritäres System hin und wieder zu kleinen (entschuldigt mein Deutsch) Arschlöchern im Namen des Herrn werden. Aber dass man es ihnen nachsehen sollte…dass sie eigentlich super nette Typen sind und dass sie ja nicht so ganz für das System verantwortlich gemacht werden können. (Mit den „Männern“ sind lokale Kirchen-Autoritäten gemeint.)
Hat er da als Mensch gesprochen? Wurde er schon vor den Bus geschubst? Wie dem auch sei…
„Mormonismus, wie er genannt wird, muss mit der Geschichte von Joseph Smith stehen oder fallen. Er war entweder ein Prophet Gottes, göttlich berufen, richtig ernannt und beauftragt, oder er war einer der größten Betrüger, die diese Welt je gesehen hat. Es gibt keinen Mittelweg. Wenn Joseph Smith ein Betrüger war, der vorsätzlich versuchte, das Volk irrezuführen, sollte er entlarvt werden: Seine Behauptungen sollten widerlegt und seine Lehren als falsch erwiesen werden, denn die Lehren eines Betrügers können nicht in allen Einzelheiten mit der göttlichen Wahrheit in Einklang gebracht werden. Wenn seine Behauptungen und Erklärungen auf Betrug und Täuschung aufgebaut wären, würden viele Fehler und Widersprüche auftauchen, die leicht zu entdecken wären. Die Lehren falscher Lehrer werden den Test nicht bestehen, wenn sie mit den anerkannten Maßstäben geprüft werden, den heiligen Schriften.“ – Doctrines of Salvation von Präsident Joseph F. Smith, Bd. 1
Die heilige Schrift kann in diesem Fall dann ja nur die Bibel sein, denn alle Schriften von Joseph Smith müssen bis zur Klärung, ob er tatsächlich Gottes Gesandter ist, außen vor bleiben.
Letztens sah ich einen Video-Bericht in den Nachrichten, wo von Russland entführte ukrainische Kinder aus Mariupol zur Schau gestellt wurden. Das geschah in einer extrem gestellt wirkenden Szene, vor einer jubelnden Menschenmasse, die (wie berichtet) mit druckvollen Methoden und eigenen Bussen in ein Stadion bewegt wurden. Diese Kinder und Jugendliche – so der Skript – bedanken sich bei dem russischen Militär für die Fürsorge und „Befreiung“. Sie umarmen ein paar Militärführer… Hier für Hartgesottene zum Nachlesen und Anschauen: https://www.fr.de/…/ukraine-kinder-verschleppt…
Es wirkte extrem beklemmend auf mich. Wie tief kann man fallen?…ist wohl eine Frage die sich kaum jemand mehr stellt, weil sie in Bezug auf Putins Methoden täglich aufs neue gestellt werden muss…
Nun ja, ich dachte mir die Tage es wäre vielleicht unangemessen das in Bezug zu stellen zu diesem offiziellen PV-Video (siehe unten) mit der PV-Präsidentin und President Nelson, auf das ich schon vor langer Zeit aufmerksam wurde. Hatte ich das verdrängt, weil es zu viel Trauma in mir hervorrief?
Bis ich das Video grad nochmal angesehen habe. Diese Art, Kinder zu beeinflussen, ruft in mir Würgereize hervor. Habe mir drei Antworten der Kinder antun können (ca. 1 1/2 Minuten reichten….) ….dann ging nichts mehr.
Ich bin die Melissa Petty, aufgewachsen in der Kirche aufgewachsen (2. Generation) und habe die meiste Zeit in der Gemeinde Augsburg verbracht.
Mit 21 Jahren ging ich auf Mission zum Tempelplatz, heiratete recht schnell danach meinen Ehemann, Anthon Petty, und zog zu ihm in die USA.
Wir beide haben an der BYU studiert, und sind zwischen Provo, Las Vegas und Washington D.C. herumgezogen, bevor es dann für uns ins Ausland ging.
Durch mein Studium und meine Zeit im Ausland lernte ich die Welt mit anderen Augen zu sehen, andere Kulturen, Religionen und Weltansichten zu schätzen.
Könnte es sein, dass „JESUS“ wie ein Becher ist, in den sich alles Erdenkliche füllen lässt? Wenn das so ist, sollten wir vielleicht genauer reinschauen, bevor wir davon trinken?
Mir begegnet die letzten Jahre immer wieder, dass alle Probleme und strittigen Fragen in der HLT-Kirche mit fünf Buchstaben weggezaubert werden sollen: „JESUS“:
„Wir wollen die Leute mit Zahlendruck bekehren? Wie bitte? Nein, wir wollen sie doch nur zu JESUS bringen.“
„Es gibt bei uns ungesunden Druck, Autoritäten Folge zu leisten? Nein, wie kommst Du denn darauf? Jeglicher Druck, wenn es ihn überhaupt gibt, ist darauf ausgerichtet, dass Du JESUS folgst.“
„Die Inhalte der Generalkonferenz sind keinesfalls zu sehr auf die Organisation und auf Gehorsam gegenüber Autoritäten bezogen, es wird ja immer mehrheitlich über JESUS gesprochen.“
„Die LGBT-Exklusionsrichtlinie soll problematisch sein? Nein, sie stammt direkt von JESUS – das war eine Offenbarung.“ (Nelson an der BYU…kurze Zeit später wurde die Richtlinie wieder zurück genommen)
„Mormonen, hast Du das wirklich grad gesagt? Das ist ein Sieg für den Satan, denn wir heißen in Wirklichkeit Kirche JESU Christi der Heiligen der Letzten Tage.“
„Die Gottesdienste haben problematische Inhalte und Zeugnisversammlungen sind wie eine indoktrinierende Echokammer, in der man sich mitunter selbst und anderen falsche Gewissheiten vorspielt? Nein, wir reden doch immer nur über JESUS.“
….so, ich glaube das reicht fürs erste…
Liebe HLTs,
vielleicht wäre es an der Zeit, dass wir uns alle mal der Möglichkeit öffnen, ob nicht JESUS bereits in langen Zeiten der Menschheitsgeschichte ein Becher war, in den leider manchmal recht beliebig alles Mögliche reingefüllt wurde:
Kreuzzüge im Namen von JESUS
Hexenverbrennungen im Namen von JESUS
Folterungen im Namen von JESUS
Ablassbriefe im Namen von JESUS
etc.etc.etc.
Ja, im Namen von JESUS tun gute Menschen auch viele gute Taten, das stimmt. Aber das tun extrem viele Menschen auch ohne da JESUS drin sehen zu müssen.
Warum glauben eigentlich die meisten aktiven Mitglieder immer noch an die Wahrheit der Kirche?
Ich denke dabei nicht an die, die sich noch nie mit der Kirchenhistorie befasst haben. Die Frage richtet sich eigentlich mehr an die normalen vernünftigen Mitglieder, mit einem gewissen Intellekt, die schon Kontakt hatten, mit dem einen oder anderen seltsamen Thema aus der Kirchengeschichte. Den Großteil der aktiven Mitglieder meiner Gemeinde würde ich diesem Personenkreis zuordnen.
Ein Leben ohne Kirche ist nach jahrelanger Mitgliedschaft für die meisten Aktiven nur schwer vorstellbar, erst recht wenn auch Familie und Freunde in der Kirche voll dabei sind. Und alles klingt doch auf den ersten Blick so sinnvoll: Bündnispfad mit ewiger Ehe, Plan der Erlösung bis zum ultimativen Aufstieg zur mächtigen Gottheit – das ist doch sehr verlockend. Wer möchte an diesem Weltbild nicht gerne festhalten?
Auf dieses Weltbild trafen in den letzten Jahren zahlreiche neue unliebsame Erkenntnisse. Man könnte meinen, dass diese Erkenntnisse die Mitglieder in Strömen aus der Kirche treiben. Dem ist aber in diesem Ausmaß nicht so und das liegt an unserem Gehirn.
Heute bin ich über diese Meme gestolpert – okay im original stand Baptist und ich hab es ein wenig editiert:
Natürlich habe ich mich oft gefragt, wie ich überhaupt dazu kommen konnte, dass ich mich den Mormonen angeschlossen habe und vor allem, warum ich so lange trotz Zweifeln geblieben bin. Und das wird bestimmt lang, also schnappt euch einen Kaffee oder so.
Ich war damals gerade 19 Jahre jung, hatte mein Abitur in der Tasche und mein Weg, wie es weiter gehen sollte, war eigentlich schon fix. Im Herbst sollte ich mein theologisches Studium, mit dem Ziel Pastorin zu werden, in Erzhausen beginnen. Das wollte ich seit ich 8 Jahre alt war. Dafür habe ich in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, mich in meiner Freizeit mit Theologie beschäftigt und meine Energie voll und ganz in dieses Ziel investiert.
Und ich war so überzeugt davon, dass dies auch genau das ist, was Gott für mich wollte.
Trotzdem war ich ziemlich genau heute vor 22 Jahren zum ersten Mal in einer Abendmahlsversammlung der HLT. Trotzdem habe ich mich nicht einmal drei Wochen später taufen lassen, um ein Mitglied dieser Kirche zu werden. Bevor ich mich zum ersten Mal mit den Missionaren traf, hatte ich das Buch Mormon schon gelesen und wusste um die Begebenheiten um Joseph Smith und die Entstehung der Kirche, zumindest soweit es durch die offline Lektüre weichgespült wurde. Ich war das, was man einen „Golden“ nennt.
Das hier waren meine Worte letztes Jahr in meinem Interview anlässlich meines Kirchenausstiegs…das Interview entstand bereits teilweise im Januar 2022. Seither habe ich bewusst viele mormonische Kanäle und Podcasts deabonniert und war offensichtlich auch nicht mehr im Tempel.
Hat sich aus Eurer Sicht im Tempel noch mehr verändert? Wie steht Ihr zu meiner damaligen Einschätzung? Wo seht Ihr es anders? Wie war Eure Endowment-Experience? An die bestehenden Mitglieder: Findet Ihr alles am Tempel wunderbar und gesund oder seht Ihr es selbst teilweise kritisch? Ich treffe schon seit Jahren – auch kürzlich wieder – auf aktive HLT, die bewusst nicht mehr in den Tempel gehen, die aber dennoch Mitglied bleiben.
Hier das Zitat aus meinem Ausstiegsinterview: +++ Kommen wir auf den Tempel zu sprechen. Die Mitglieder erhalten ein Empfehlungsschreiben ihres Vorstehers oder Bischofs, das ihnen den Zutritt zum Tempel gewährt. Die mormonischen Tempel haben eine besondere Bedeutung, sie sind Teil der sogenannten «Wiederherstellung des vollständigen Evangeliums».
Mission und Tempel sind eng miteinander verknüpft – und es sind meines Erachtens die beiden sektenhaftesten Erlebnisse, die man in der HLT-Kirche haben kann. Wenn man sich mit Missionaren trifft oder im Buch Mormon liest, so fühlt es sich methodistisch an, eine lebendige Art, den Glauben zu leben. Das hat mit der engen Verbindung von Joseph Smith zu den Methodisten zu tun. Das Buch Mormon greift religiöse Denkweisen und Praktiken des 19. Jahrhunderts auf. Auf Mission oder im Tempel mit den freimaurerhaften Zeremonien erleben viele Mormonen einen ganz anderen Mormonismus, sektenartig und kontrollierend, einen starken Eingriff ins Leben. In einem Erfahrungsbericht zur sogenannten Endowment-Zeremonie sagte ein Betroffener: «Es ist, als ob man den bis dato rücksichtsvollen frischvermählten Ehemann zum ersten Mal kontrollierend erlebt. Bis dahin hat er von einfacher Liebe und Glauben gesprochen, plötzlich wird er immer fordernder, droht Konsequenzen an und zwingt mich, über meine Erfahrung nicht mit Aussenstehenden reden zu dürfen.»
Wie äussert sich das konkret?
Ich kenne wirklich viele Mormonen, die bestürzt oder heulend aus dem Endowment herauskamen. Endowment ist die belehrende Zeremonie beim ersten Tempelbesuch eines erwachsenen Gläubigen. Das war für viele ein Schock. Bis 1990 waren im Endowment Drohbotschaften enthalten, zum Beispiel wenn man die Geheimnisse gegenüber Aussenstehenden preisgibt. Sie sind immer noch da, aber etwas abgeschwächt. Ich vermute, Smith formulierte das anno dazumal wohl so dramatisch, um seine Gefolgschaft an sich zu binden in einer Zeit, in der der Mormonismus noch nicht so etabliert und von Krisen gebeutelt war. Es gab laut meiner Lesart Zeiten, wo der Mormonismus gerade mal ein Dutzend Befürworter:innen hatte. Den Gläubigen, die Probleme mit dem Endowment haben, wird häufig gesagt, es werde besser, wenn man die Zeremonien einige Male wiederholt.
Geht die Kirche nicht ein Risiko ein, dass Mitglieder abspringen, wenn diese Zeremonien nicht angepasst werden?